[Gedanken] Über die DSGVO und Verantwortung
Am letzten Wochenende habe ich begonnen, mich in das Thema DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) einzulesen. Ich möchte natürlich, dass mein Blog ab dem 25. Mai 2018, wenn die Verordnung in Kraft tritt, rechtskonform ist. Ich will, dass ich keine Angst vor Abmahnanwälten haben muss und da geht es mir wohl wie jedem anderen Blogger. Nun lese ich also, was ich tun muss, um alles nötige umzusetzen. Ich schaue in Checklisten und recherchiere Abkürzungen und Fachworte. Und stelle fest: Da werden aber verdammt viele Daten gesammelt. Und zwar von diversen Firmen. Von weit mehr als ich gedacht hätte. Auf meinem Blog. Mit dem Aufruf jedes Beitrags von mir. Und das ist dann doch ein wenig erschreckend. Ich habe mit einer Freundin darüber gesprochen und sie meinte: „Schreib darüber“. Und das will ich jetzt tun. Um euch meine Gedanken mitzuteilen und auch um auf das Problem aufmerksam zu machen. Um es mit euch zu diskutieren. Ist es überhaupt ein Problem? Oder ist es nur eines für mich? Warum sind Daten im Internet wertvoll? Daten sind quasi die Währung im Internet. Immer mehr Firmen sammeln Daten und dabei geht es gar nicht um die jeweilige Person, von welcher Daten gesammelt werden, sondern um die Gesamtheit der Daten. Damit kann man auf Standorte schließen, auf verwendete Endgeräte (wird über ein Handy oder einen Computer gesurft) und auf vieles mehr. Einige dieser Daten werden genutzt, um beispielsweise Anpassungen vorzunehmen: Wenn WordPress weiß, dass 80 % der Blogs und Websiten mobil übers Handy gelesen werden, dann können sie dafür sorgen, dass dies problemlos möglich ist. Das macht natürlich auch für uns Nutzer die Anwendung angenehmer. Andere Daten werden genutzt um Profile zu erstellen. Nicht von einer einzelnen Person, aber von Gruppen. Diesen Gruppen kann man dann zum Beispiel personalisierte Werbung vorspielen. Und das kann man natürlich gut oder schlecht finden (ich finde es eher nervig bis schlecht), aber das ist eine andere Geschichte. Oder man kann versuchen Wahlen zu beeinflussen, aber das ist eine noch viel größere Geschichte. Jedenfalls haben Daten im Internet einen Wert. Keinen großen, denn seien wir ehrlich, dieses System funktioniert über Masse. Nur wenn genug Daten zusammenkommen, lassen sich Schlüsse aus ihnen ziehen. Aber dennoch: Daten haben einen Wert. Wer sammelt denn da? Es ist nichts per se schlechtes daran, dass Unternehmen Daten sammeln müssen. So funktioniert unsere heutige Welt und seien wir ehrlich mit uns: Dieses Internet wird auch nicht plötzlich wieder verschwinden. Das Internet hat unsere Welt verändert und auch unsere Kommunikation (dazu wird es im nächsten Monat übrigens eine Buchvorstellung geben). Und natürlich ändert das Internet auch die Geschäftswelt. Weil Geschäfte im Internet nun einmal viel versteckter laufen als im Geschäft, wo ich ein T-Shirt kaufe und dafür Geld zahle. Im Internet zahle ich mit Geld ebenso wie mit Daten oder Aufmerksamkeit. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Wer sammelt da Daten? Und was ist der Nutzen von mir, dafür, dass ich dir MEINE Daten überlasse. Und damit kommen wir zu einem ganz konkreten Beispiel: Sicher sind euch auf meinem Blog oder auf anderen schon einmal Smileys begegnet. Und zwar die in Bildform. Die meisten Blogger haben eine automatische Umwandlung von dieser Form 🙂 in eine in Bildform voreingestellt. Weil es praktisch ist. Und in der unumgewandelten Form ja auch nicht schön aussieht. Ich selbst habe es seit Beginn meines Blogs so gehandhabt ohne länger darüber nachzudenken, was denn der Nutzen dabei für mich ist. Denn diese Smileys werden von einer externen Firma umgewandelt. Und die möchte Daten haben. Wenn ein Leser euren Blog aufruft und es ist so ein Smiley im Text, wird er in dem Moment umgewandelt. Und gleichzeitig wird die IP-Adresse gespeichert, das Endgerät, der Standort, Datum und Uhrzeit und keine Ahnung was noch alles. Wert: Jede Menge Daten. Und zwar keine anonymisierten. Und der Nutzen? Für mich als Bloggerin ist der Nutzen, dass ich selbst keine Smiley-Gesicht in einen Beitrag reinbasteln muss. Aber was ist mit den Lesern? Deren Nutzen ist im Vergleich mit dem Datenwert eher gering, zudem ist den Lesern dieser Ablauf im Hintergrund nicht bewusst. War er mir bisher auch nicht, wenn ich anderweitig solche Smileys gesehen habe. Ich kann als Leser an dieser Stelle auch nicht widersprechen, wie es beispielsweise mit dem neuen Cookie-Hinweis passieren soll (bei dem natürlich auch viel langfristiger und weitreichendere Daten gesammelt werden). Ich bin als Leser ahnungslos und handlungsohnmächtig. Kein schönes Gefühl. Habe ich als Blogger eine Verantwortung? Und nun kommen wir mal zu einer grundsätzlichen Frage: Habe ich als Bloggerin eigentlich eine Verantwortung für meine Leser? Wenn ich einen professionellen und an redaktionellen Abläufen orientierten Blog betreibe? Der viel von anderen Bloggern gelesen wird, aber viel auch von privaten Lesern aus Leipzig, die sich über literarische Orte in Leipzig informieren wollen? Ich meine: Ja, die habe ich! Ich betreibe diesen Blog und Leser vertrauen mir. Also liegt es in meiner Verantwortung meine Leser zu schützen. Dazu zwingt die DSGVO mich nun, weil ich mich in einer Tiefe mit der Thematik auseinandersetze, die ich vorher nicht hatte. Und dass ist das Paradoxe an der ganzen Geschichte: Denn ich bin eigentlich sehr sensibel bei solchen Themen, habe bewusst niemals Facebook gehabt und hinterfrage grundsätzlich sehr vieles im Internet. Meinen Blog habe ich bisher nie hinterfragt, denn da war für mich nur WordPress und über weitere Firmen habe ich nie nachgedacht. Ich war wohl sehr naiv. Was mir besonders auf Twitter in meiner Buchblogger-Blase auffällt ist: DSGVO ist vor allem nervig. Damit wollen wir uns gar nicht beschäftigen. Und gilt die (seit Jahren gesetzlich vorgeschriebene) Impressumspflicht nun etwa auch für uns? Och nööö… In anderen Blogger-Blasen wird die DSGVO dagegen regelrecht gefeiert. Da wird die Verantwortung akzeptiert und der Datenschutz sehr ernst genommen. Im Zusammenhang mit Buchbloggern fiel in Gesprächen, die ich gelesen habe, das Wort Datenschutz nicht einmal. Konsequenzen Welche Konsequenzen ich nun aus der Beschäftigung mit der DSGVO ziehe, kann ich noch nicht abschließend sagen. Klar ist: Smileys werde ich in Zukunft nicht mehr umwandeln lassen, diese Funktion zu deaktivieren hat mich ganze 30 Sekunden gekostet. So ist es mit den meisten Dingen, die DSGVO betreffend: Wo werden Daten gesammelt? Aha, da! Brauche ich das? Und dann aufgrund dieser Entscheidung etwas ändern oder alles beim alten lassen und es in der Datenschutzerklärung aufnehmen. Das Vorgehen ist eigentlich recht simpel. Dennoch bin ich irgendwie unzufrieden. Ich werde versuchen, meinen Blog möglichst datensammlungsarm zu gestalten. Aktuell scheint der Weg Richtung Selbsthosten zu gehen, weil ich in dieser Form mehr Einfluss auf die einzelnen Bausteine meines Blogs haben kann als in der kostenfreien Version von WordPress. Dabei besteht ja zum jetzigen Zeitpunkt durchaus die Hoffnung, dass WordPress bald mal aus dem Knick kommt und endlich ein paar dringend nötige Änderungen einführt. Aber was genau ich ändere und wie, davon erfahrt ihr dann noch einmal ausführlich bei mir! Was haltet ihr davon? Ist euch bei der Beschäftigung mit der DSGVO auch aufgefallen, wie viele Daten gesammelt werden? Wie steht ihr dazu? Seht ihr es als Problem oder nehmt ihr das gar nicht so stark wahr? Daten werden ja heute immer und überall gesammelt, da spielt es vielleicht keine große Rolle mehr?
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