
10 feministische Empfehlungen zum Weltfrauentag
Aus aktuellem Anlass möchte ich euch heute meine (bisherigen) Favoriten der feministischen Literatur vorstellen. Es handelt sich eher um ältere Bücher und darunter sind viele Werke, die sich gut für Einsteiger eignen. Dennoch sind auch einige Klassiker dabei und ihr werdet sicher das eine oder andere Buch schon in der Hand gehabt oder gelesen haben.
Disclaimer: Ich kenne natürlich nicht alle Bücher zum Thema und viele Bücher habe ich auch noch ungelesen daheim. Wenn euer absoluter Favorit also nicht unter meiner Auswahl ist, lasst mich gerne wissen, welches Buch ich unbedingt noch lesen sollte, damit es vielleicht nächstes Jahr auch unter meinen Favoriten landet 😉
Untenrum frei von Margarete Stokowski
Sehr persönlich schreibt Margarete Stokowski in ihrem Buch über Geschlecht, Sex und Macht und zeigt dabei auf lockere Art und Weise, warum Feminismus uns alle interessieren sollte. Der Einfluss von Geschlechterrollen auf das gesellschaftliche Miteinander ist nämlich allgegenwärtig. Tiefsinnig und dennoch sehr nahbar und ohne viel Wissen vorauszusetzen ist dieses Buch eine ideale Einsteigerlektüre und darum jeder-mensch zu empfehlen!
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Untenrum frei.
Bad Feminist von Roxane Gay
Unterhaltsam und zugleich analytisch geht es bei der amerikanischen Dozentin Roxane Gay daher. In verschiedenen Texten analysiert und veranschaulicht Gay die Darstellung von Frauen im Film und anderen Medien, was durchaus unterhaltsam ist, aber zugleich leider sehr stark auf ein amerikanisches Publikum ausgerichtet. Mit dem starken Fokus auf Pop-Kultur wird aber die (fehlende oder einschränkende) Repräsentation von Frauen sehr deutlich und vieles lässt sich eben doch mit europäischen Entwicklungen vergleichen. Für Einsteiger nicht ganz so gut geeignet, weil Gay etwas Theorie- sowie historisches Wissen voraussetzt, aber dennoch sehr erhellend und zugleich unterhaltend.
Besonders gefallen hat mir die Selbsteinschätzung, denn wie der Titel schon sagt sind wir alle nicht perfekt und manchmal sehr schlechte Feminist:innen. Das ist aber gar nicht schlimm und macht noch niemanden zum Nicht-Feministen, wie Gay wunderbar herausarbeitet.
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Bad Feminist
Wenn Männer mir die Welt erklären von Rebecca Solnit
Dieser schmale Band sammelt Rebecca Solnits feministische Essays, die teilweise im Netz, teilweise in amerikanischen Zeitungen veröffentlicht wurden. Auch sie hat einen sehr amerikanischen Blickwinkel, konzentriert sich aber eher auf strukturelle gesellschaftliche Probleme wie patriarchale Hierarchie in Gesellschaft oder persönlichen Beziehungen. Die Essays lassen sich einzeln lesen und bieten jede Menge Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Ein absoluter Klassiker der feministischen Literatur, den jede:r gelesen haben sollte!
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Wenn Männer mir die Welt erklären
Frauen & Macht von Mary Beard
Mary Beard beschäftigt sich in zwei Essays ebenfalls mit Macht und Hierarchie in der Gesellschaft, allerdings unter historischen Gesichtspunkten. Dabei startet sie mit der (politischen) Redefreiheit in der Antike und damit einhergehend mit den gesellschaftlichen Rollen von Männern und Frauen und dem Einfluss auf öffentlich und privat wahrgenommene Räume, der sich bis in unsere heutige Gesellschaft zieht. Im Anschluss denkt sie über fehlende weibliche Role-Models nach, über öffentliche Wahrnehmung von Macht und Weiblichkeit und über fehlende Repräsentanz. Beards analytischer Blick richtet sich dabei auf einen dringend zu führenden Diskurs über Macht, Öffentlichkeit und wirkliche Gleichberechtigung und bietet viel Potential zum Nach- und Weiterdenken.
Aus <https://www.leseninleipzig.de/eine-kraftvolle-stimme-frauen-macht-von-mary-beard/>
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Frauen & Macht
Unsichtbare Frauen von Caroline Criado-Perez
Etwas aus der Reihe fällt Caronline Criado-Perez mit ihrem Buch über fehlende Repräsentaton von Frauen im Bereich Big Data. Anhand sehr vieler Beispiele aus verschiedenen wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereichen wie Medizin, Verkehrsplanung oder politische Mitbestimmung beschreibt Criado-Perez ein extrem wichtiges Problem: Weil viele (wissenschaftliche) Daten nicht geschlechtsspezifisch erhoben werden fehlen an vielen Stellen schlicht Daten um geschlechtsspezifische Unterschiede zu berücksichtigen. Ein klassisches Beispiel ist die Medizin, wo viele Jahre Studien nur an Männern durchgeführt wurden, obwohl viele Medikamente aufgrund eines anderen Hormonspiegels bei Frauen anders wirken.
Mit Statistiken, alltäglichen Beispielen und jeder Menge Anekdoten rüttelt dieses Buch geradezu auf und zerstört das oft fälschliche Bild von objektiven Daten. Der Fokus liegt auf der westlichen Welt, allerdings werden auch Bereiche wie eine fehlgeleitete Entwicklungshilfe behandelt. Wer dieses Buch gelesen hat, hat für die nächste Diskussion Fakten und Zahlen parat!
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Unsichtbare Frauen
Es kann nur eine geben von Carolin Kebekus
Solidarisiert euch, ruft Carolin Kebekus mit ihrem Buch Es kann nur eine geben! Denn während Männer sich gegenseitig an die Spitze bringen, kämpfen Frauen allzu oft aus falsch verstandener patriarchaler Hierarchie gegen andere Frauen an. Provokant und ein bisschen unterhaltsam stellt Kebekus ihre Thesen zur Gesellschaft vor und springt dabei von Simone de Beauvoir über finanzielle Abhängigkeit von Frauen zu Frauenrechten in der katholischen Kirche. Eine ganz wilde Mischung an Themen, an Humor und Ernsthaftigkeit, die darum auch geeignet ist für alle, die sich mit Feminismus bisher wenig beschäftigt haben. Allerdings sollte man – gerade für das Hörbuch – Kebekus (Stimme) mögen…
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Es kann nur eine geben
Nicht nur Heldinnen von Jasmin Lörchner
Wer den Podcast Herstory hört, wird Nicht nur Heldinnen sicherlich schon bekannt vorkommen. In diesem Buch sammelt die Podcasterin Jasmin Lörchner 20 kurze und knackige Biographien von bekannten bis unbekannten Frauen der Geschichte. Dabei gibt Lörchner nicht nur sehr sachlich die jeweiligen Eckdaten wieder, sondern ordnet stets auch den gesellschaftlichen und historischen Kontext ein. Wie ähnliche Werke wie Good Night for Rebel Girls wunderbar als Nachttischlektüre geeignet mit prägnanten Kapiteln. Wer gerne noch mehr wissen und hören möchte, dem sei der Podcast Herstory ans Herz gelegt, in dem einige der im Buch besprochenen sogar noch einmal ausführlicher vorgestellt werden.
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Nicht nur Heldinnen
Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht von Gunda Windmüller
Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt ist Gunda Windmüllers Buch beileibe nicht nur für Singles geeignet. Denn Windmüller denkt über das Alleine sein und Beziehungen ebenso nach wie das gesellschaftlich normierte Streben nach der Monogamie und dem Unterschied zwischen (romantischer) Beziehung und Freundschaft. Ein Plädoyer gegen Single Shaming und davon die Suche nach dem eigenen Glück weder von Gesellschaft noch dem Partner abhängig zu machen!
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht
Frauenliteratur von Nicole Seifert
Nicole Seifert hinterfragt mit Frauenliteratur ihr eigenes, aber auch das gesellschaftliche, Lese- und Rezeptionsverhalten. Was ist eigentlich Frauenliteratur und warum werden Frauen anders (und seltener) verlegt als Männer? Nehmen wir Bücher von Frauen anders wahr – und lesen und besprechen sie anders? Seifert beschreibt den Teufelskreis zwischen fehlender Repräsentation, fehlenden Vorbildern und anschließend fehlender Kanonisierung von Frauen anhand von historischen und modernen Beispielen und regt dabei zum Nachdenken über den aktuellen Literaturbetrieb und das eigene Leseverhalten an.
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Frauenliteratur
Queer – Eine illustrierte Geschichte von Meg-John Barker und Julia Scheele
Wer nach einem Grundlagenwerk über die Geschichte von Feminismus und Queerness sucht, der ist mit dieser „illustrierten Geschichte“ gut bedient. Ähnlich einem Lexikon und im Stil einer Graphic Novel stellt dieses Buch Biographien und Konzepte vor und gibt einen guten Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Diskurse rund um Identität, Sexualität und Gender. Eignet sich hervorragend zum Nachschlagen und als erster Ansatz für weitere umfassende Studien, könnte aber auf absolute Einsteiger:innen aufgrund der Masse an Themen etwas einschüchternd und erschlagend wirken.
Hier kommt ihr zu meiner Rezension von Queer – Eine illustrierte Geschichte
So, nun bin ich natürlich sehr gespannt was ihr von meiner Auswahl haltet. Habt ihr ein Buch vermisst, dass ich dringend noch lesen sollte? Und kommt es eigentlich nur mir so vor oder werden zum Feminismus sehr, sehr viele Essays und Essaysammlungen veröffentlicht?
