5 aus 2021 – Mein buchiger Jahresrückblick
Und schon wieder ist ein Jahr vergangen und dieses fühlte sich für mich tatsächlich an als wäre es bereits in einigen Wochen vorbeigerauscht. Unglaublich wie schnell 2021 an mir vorübergezogen ist! Doch wie jedes Jahr möchte ich mich mit euch gemeinsam an mein Lesejahr erinnern und eine kleine Bilanz ziehen.
Im vergangenen Jahr habe ich insgesamt 27 Bücher mit 10.376 Seiten gelesen. Darunter sind natürlich wie gewohnt jede Menge belletristische Titel, die ich privat oder gemeinschaftlich mit Freundinnen gelesen habe. Allerdings habe ich 2021 auch einen Sachbuch-Leseclub gegründet und so finden sich inzwischen auch einige Sachbücher auf meiner Leseliste! Begonnen haben wir am 8. März mit Unsichtbare Frauen und seitdem bewegen wir uns quer durch alle Gesellschaftsthemen, die uns interessieren! So habe ich euch vor kurzem das optimistisch stimmende Im Grunde gut von Rutger Bregman vorgestellt, dass ich ebenfalls mit diesem Lesekreis gelesen habe. Insgesamt gefällt mir dieser neue Mix aus Belletristik und Sachbuch sehr gut, weil ich dadurch immer wieder neuen Input zu Themen erhalte, mit denen ich mich sonst nicht beschäftigen würde.
Aber starten wir direkt rein in meine Top 5 Bücher aus 2021 und zwar exakt in der Reihenfolge, in denen ich sie gelesen habe:
Unsichtbare Frauen von Caroline Criado Pérez
Bis heute fehlen mir die richtigen Worte um Unsichtbare Frauen angemessen zu beschreiben. (Dies ist auch der Grund, warum ihr bis heute keine Rezension zu diesem Buch erhalten habt. Obwohl ich diese unzählige Male schreiben wollte und mehrfach mit dem Schreiben begonnen habe nur um am Ende des Tages alles wieder zu löschen.) Eigentlich ist Unsichtbare Frauen gar kein Sachbuch, sondern mehr eine Sammlung an Studien und Beispielen für die fehlende Repräsentation von Frauen in vielerlei Bereichen. Wie schwerwiegend diese Vernachlässigung von Frauen bei politischen Entscheidungen ist, hätte ich vor dem Lesen niemals vermutet. Und gerade darum finde ich dieses Buch so unglaublich spannend: Weil es anhand von sehr alltäglichen Situationen die Tragweite politischer Entscheidungen aufzeigt. Und dabei immer wieder die Frage stellt: Wie müssen wir uns als Gesellschaft verändern, wenn wir eine wirkliche Gleichberechtigung erreichen wollen? Diese Frage immer wieder in den Raum zu stellen ohne sie explizit zu thematisieren, macht meiner Meinung nach die große Stärke dieses Buches aus.
Lady Churchill von Marie Benedict
Parallel zu Unsichtbare Frauen, quasi als Kontrast, habe ich den halb-belletristischen Roman Lady Churchill gelesen. Wie in Frau Einstein auch hat Marie Benedict sich in ihrem Roman die historische Persönlichkeit als Vorbild für ihre literarische Figur genommen. Mit ihren Erkenntnissen unter anderem durch Brief-Recherchen zeichnet sie auch hier wieder eine starke Frau nach, die in der Geschichte im Schatten ihres Mannes verschwand. Welche persönlichen wie beruflichen Opfer Clementine Churchill brachte, um die politische Karriere ihres Mannes zu tragen, wird eindrucksvoll deutlich. Ich hoffe sehr, dass wir künftig noch viele weitere Bücher von Marie Benedict lesen werden, die nebenbei bemerkt auch einen wunderschönen Schreibstil hat!
Hier kommt ihr noch einmal zu meiner Rezension von Lady Churchill.
Identitti von Mithu M. Sanyal
Sanyals Debut war für mich eine echte Überraschung. Natürlich reizte mich die Geschichte, sonst hätte ich sie wohl niemals zur Hand genommen. Dennoch war ich sehr überrascht wie sehr mich das Spiel zwischen Fiktion und Konstruktion in den Bann zog, auf mehreren Ebenen. Da war zum einen das Universitätssetting, in welchem ich mich sofort zuhause fühlte. Wenn ich könnte, ich würde sofort noch einmal ein Studium beginnen, so sehr vermisse ich die Theorie und Diskussion und auch die Möglichkeit sich in Themen zu verlieren. Die Einblicke in Vorlesungen über Postcolonial Studies und alle daran angrenzenden Debatten haben mich sehr zum Nachdenken angeregt. Gleichzeitig wirkte auch die konstruierte öffentliche Diskussion äußerst realistisch – noch verstärkt um das Wissen, dass Sanyal verschiedene Tweets und öffentliche Statements, die sie eingebaut hat, von den Menschen anfertigen ließ, deren fiktive Personen sie im Buch selbst in die Debatte einspannt. Sowohl das Buch als auch die darin enthaltene Diskussion entwickeln sich unglaublich rasant und regen zur eigenen Auseinandersetzung an. Es hat mich jedenfalls nicht überrascht, dass Sanyal es mit Identitti auf die Longlist zum deutschen Buchpreis geschafft hat!
Hier kommt ihr noch einmal zu meiner Rezension von Identitti.
Der Donnerstagsmordclub von Richard Osman
Ein weiterer Lichtblick dieses Jahr war die wunderbar herzige Geschichte über die fast achtzigjährige Joyce und ihre Freunde, die im Altenheim einem Mordfall auf die Spur kommen. Als ich im Herbst ein Abo für Bookbeat abgeschlossen habe, habe ich mich neugierig einmal durch alle möglichen Genre geklickt. Den Donnerstagsmordclub habe ich im Urlaub als Ausgleich zu meinem damals eher sachbuchlastigen Lesestapel begonnen und habe mich sofort in die Bewohner von Coopers Chase, der Seniorenresidenz inmitten eines ehemaligen Klosters verliebt. Der Wechsel dieser so unterschiedlichen, wenngleich allesamt liebenswerten Figuren, in Kombination mit der Suche nach einem Mörder war genau das richtige für den entspannten Wanderurlaub. Ich hoffe sehr, dass es noch viele weitere Geschichten rund um den Donnerstagsmordclub geben wird…
So schöne Lügen von Tara Isabella Burton
Eigentlich war mein Lesejahr 2021 schon nahezu abgeschlossen, als ich mich an die letzten 100 Seiten von So schöne Lügen gemacht habe. Selten habe ich ein Buch so oft pausieren müssen, wie ich es mit diesem tat. Denn Luise, die verzweifelt versucht sich mit Ende Zwanzig in New York über Wasser zu halten, war mir von Beginn an unsympathisch. Burton erzählt überaus raffiniert von einer toxischen Freundschaft und einer Welt voller schönem Schein, in dem eigentlich niemand glücklich ist und alle verzweifelt versuchen zu Überleben. Und gerade weil die Handlung so vorhersehbar und wenig überraschend ist, fällt es schwer das Buch zu lesen. Zu gerne hätte ich Luise in jedem einzelnen Kapitel schütteln möchten, um ihr klarzumachen, dass alles was sie tut falsch ist. So schöne Lügen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch, dass ich mit bedrückendem Gefühl gelesen habe und gerade deswegen so unglaublich gelungen finde!
Welches meiner Jahreshighlights kanntet ihr schon und welches hat euch neugierig gemacht?
Und was waren eure Lieblingsbücher, die ihr 2021 gelesen habt?
Wenn euch interessiert, was ich sonst so gelesen habe in 2021 dann schaut euch doch gerne meine gesamte Reading Challenge 2021 auf Goodreads an. Dort könnt ihr mir auch folgen und erfahrt so immer direkt, was ich gerade lese.
Außerdem findet ihr hier meine alten Rückblicke, wenn euch meine Entwicklung interessiert:
Jahresrückblick 2020, Jahresrückblick 2019 und Jahresrückblick 2018
4 Kommentare
Laura
Toller Jahresrückblick!
Mich hat „Identitti“ dieses Jahr auch sehr beeindruckt und beschäftigt. 🙂
Ich bin gespannt, was du im neuen Jahr lesen wirst!
Jennifer
Und ich erst 😀
Tina
Hi jenny,
ach, euer Leseclub ist ein reiner Sachbuchclub. Irgendwie hab ich das verpeilt. Ich dachte, es ginge vorrangig um gesellschaftskritische Bücher. Das schließt jedoch einige Sachbücher aus. Wahrscheinlich kam ich aufgrund eurer Lektüre drauf.
Bei dir lerne ich immer wieder Bücher kennen, die ich nie auf dem Schirm habe. Das gefällt mir. Das zeigt zwar, wir lesen sehr unterschiedlich, doch das ist
das Schöne: Eine Leidenschaft mit so viel Vielseitigkeit zu untermauern 🙂
Liebe Grüße
Tina
Jennifer
Hi Tina,
ja, es ist eher ein Sachbuch-Club 😀 Ich finde das auch klasse, weil ich durch die anderen auch auf Bücher aufmerksam werde, die ich sonst vielleicht nicht gelesen hätte. Nur wird es dadurch hier auf dem Blog leider ein wenig sachbuchlastig in nächster Zeit 😀
VG Jennifer