Der Wahnsinn des Alltäglichen: "Minihorror" von Barbi Marković | #LBM24
Rezension

Der Wahnsinn des Alltäglichen: „Minihorror“ von Barbi Marković | #LBM24

Mit Minihorror hat Barbi Marković den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 in der Kategorie Belletristik gewonnen. Weil ich ihre Preisrede (nachzusehen bei Youtube, ab Minute 60:15) so skurril fand und auch ein wenig neugierig auf das Buch war, habe ich einmal reingelesen. Eigentlich wollte ich nur wenige Kapitel lesen, doch die ironischen Erzählungen haben mich doch mehr unterhalten als erwartet.

Erzählungen über den Wahnsinn des Alltäglichen

In sehr kurzen Geschichten von oft nur wenigen Seiten erzählt Marković anhand der beiden Figuren Mini und Miki von den Skurrilitäten des Alltags. Die Stories sind oft zusammenhangslos und erzählen von Beziehungen zwischen Paaren, Freunden und Familienmitgliedern, von alltäglichen Situationen wie dem Putzen, Einkaufen oder Chillen, ebenso wie von der Arbeit oder Urlaubsreisen.

Die einzelnen Erzählungen sind durchdrungen von einem sehr feinen Humor, der sich vor allem durch die Art der Mischung von realistischen mit phantastischen Elementen auszeichnet. Je unrealistischer die Elemente werden, desto „realistischer“ werden sie eingebunden, was die Absurdität noch einmal unterstreicht. Um diesen feinen Humor aber würdigen zu können, muss man sich (und dem Inhalt sowie der Sprache) erst einmal etwas Zeit lassen.

Der Reiz des Eigenwilligen

Vielleicht ist es gerade der Reiz ihrer eigenwilligen Stils, der das Buch so besonders macht. Da die einzelnen Geschichten so unglaublich kurz sind, kommen sie inhaltlich oft sehr schnell zum Punkt, zugleich arbeitet Marković auch innerhalb einzelner Geschichten stark mit (zeitlichen und inhaltlichen) Sprüngen. Das Lesen ist damit einerseits ein wilder Ritt, andererseits rauscht man in einem wahnsinnigen Tempo durch das Buch.

Zu Beginn musste ich mich an diesen Stil erst gewöhnen, doch nach einigen Kapiteln habe ich dann gemerkt, dass ich den Erzählungen etwas Zeit zum Wirken geben muss. Ich war einfach zu oberflächlich über die ersten Kapitel geflogen und habe mich dabei eher auf die skurrile Form als auf den Inhalt konzentriert. So fiel mir dann auch erst fast gegen Ende auf, dass die Figuren nicht ohne Grund nach den Archetypen Micky Mouse und Mini Mouse benannt sind. Die beiden I-Punkte auf dem Cover unterstreichen das noch einmal subtil.

Insgesamt kann ich sagen, dass Minihorror unterhaltsam und kurzweilig ist, sich ein tieferer Blick aber auf jeden Fall lohnt. Denn nur so kann man den ganzen Wahnsinn des Alltags überhaupt erfassen, der von Marković mit immer wilderen Gedankenspielen skizziert wird.

Fazit: Mit einem wilden Mix aus Realismus und Phantastik erzählt Minihorror von Absurditäten des Alltags, stets an der Grenze zwischen Traum und Wahn. Eine kurzweilige Lektüre, die sich erst mit etwas Abstand ganz entfaltet.


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Minihorror von Barbi Marković 
192 Seiten, Hardcover
Erschienen im Oktober 2023
Residenz Verlag

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