[Fundstück] Die besten Bücher des Jahres?
Auf Zeit.Online gab es Literaturempfehlungen und zwar gleich eine ganze Menge. Da ich sowieso erkältet auf der Couch liege, habe ich mich einfach mal durchgeklickt und geschaut, was so dabei ist.
Die besten Bücher des Jahres
Den großen historischen Roman? Oder doch lieber schlanke, lustige Gedichte? Autorinnen und Autoren von ZEIT und ZEIT ONLINE empfehlen Literatur zu Weihnachten.
weiterlesen auf Zeit.de
Unterteilt ist die Liste in 6 Kategorien und schon in der ersten Kategorie fällt mir auf: Da wurde keine Empfehlungsliste von Büchern geschrieben, da doppeln sich viele Bücher. Anscheinend haben die Autoren des Textes einfach ihre Lieblingsromane auf Zettel geschrieben – immer mit kurzer Begründung. An sich gar nicht schlimm, auch die Kategorien fand ich im Großen und Ganzen ok.
Was finde ich gut?
Die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz habe ich auch schon auf meiner Wunschliste stehen.
Volker Weiß: Die antiautoritäre Revolte liegt schon auf meinem Stapel ungelesener Bücher.
Marc-Uwe Klings QualityLand – fand ich eine gelungene Dystopie, die mich sehr nachdenklich gemacht hat
Maggie Nelson: Die Argonauten – steht auch schon auf meiner Wunschliste
Was sagte mir gar nichts?
Manal al-Sharif: Losfahren – In Saudi-Arabien dürfen Frauen jetzt Auto fahren – Ein Buch zum Mutmachen
Thomas Wagner: Die Angstmacher – Über die Neuen Rechten und was neu ist an ihnen
Armen Avanessian: Miamification – Kann man philosophieren, wenn man von all den heutigen Reizen überflutet wird?
und ehrlich gesagt viele weitere. Bei der Hälfte der Liste hatte ich mit etwas Glück vielleicht gerade einmal den Namen des Autors schon einmal gehört. Ich frage mich, was so eine Liste soll, die eindeutig so subjektiv ist und ganze Genre ausblendet. Dennoch waren da auch für mich einige neue und interessant klingende Bücher dabei. Was ich jedoch merkwürdig fand war, dass es keine wirklichen Jugendbücher gab und mir die Liste irgendwie auch nicht so ausgewogen vorkam.
The Hate U Give von Angie Thomas hätte ich beispielsweise eine gute Ergänzung gefunden. Oder auch Gegen Trump von Naomi Klein. [Hier nochmal meine Rezi]
Was haltet ihr denn von solchen Empfehlungslisten zu Weihnachten?
Welche Bücher waren für euch 2017 unbedingt lesenswert?
7 Kommentare
letemeatbooks
Huhu,
was mich gerade schockiert ist, was die für junge Leser vorschlagen. Poznanski, ja. Sie schreibt ja auch bewusst für Jüngere. Aber da ist viel bei, was … eigentlich eher für Akademiker mit entsprechenden Fachinteressen passend aussieht. Ich meine, ein Buch für junge Leser über Eugenik in der Nazizeit? Die meisten Jugendlichen würden das maximal unter Zwang in der Schule lesen. Wirklich die Bereitschaft, sich freiwillig in unangenehme Themen einzulesen, haben die meisten ja doch eher erst lange nach der Volljährigkeit. Natürlich gibt es dabei Ausnahmen, aber ich glaube, die Zeit-Autoren haben schon den Kontakt zum durchschnittlichen Teenie verloren und vermögen einfach nicht, Bücher auszuwählen, die einfach auch deren Geschmack treffen könnten.
(Und: Hannah Arendt für Teenies? Das ist eine Soziologin, eine Fachautorin. Dann kann man ihnen gleich Darwin oder Einstein als Unterhaltungslektüre empfehlen.Gleiches Niveau, nur verschiedene Disziplinen. Und die Frau ist seit Jahrzehnten tot. Wie kann ihr Werk dann Buch des Jahres sein?)
Also, meine Bücher des Jahres sind wohl völlig andere – mit Ausnahme von Qualityland, wobei das auch qualitativ hinter Klings anderen Werken zurückfällt und nur im Vergleich mit anderen Autoren noch wirklich gut da steht.
Aber irgendwie unterstreicht die Liste wieder das Gefühl, dass die Zeitungsfeuilletonisten in einem Elfenbeinturm fernab des normalen Lesers leben.
Ich kenne übrigens auch kaum Namen. Bei den Klassikern schon, aber bei den diesjährigen Büchern?
Liebe Grüße
Taaya
Jennifer
Hi Taaya,
jaaa, das mit den jüngeren Lesern habe ich mir auch gedacht! Da hab ich mich kurz gefragt, was wohl das Durchschnittsalter der Autor*innen und was die als jüngere Leser ansehen. Teenager wohl eher nicht 😀
Poznanksi fand ich in dieser Spalte auch die einzig richtige. Die meisten anderen Bücher verstehen jüngere Leser einfach noch nicht und sind daher unangemessen…
Na ja, nachdem ich nun doch hin und wieder mal Newsletter von Verlagen kriege, kann ich zumindest mit einigen Autorennamen was anfangen. Aber die meisten Namen waren mir diesmal total fremd. Was natürlich auch wieder nur dafür spricht, dass da eine ganz kleine Ecke der Literatur durchleuchtet wurde.
Eigentlich schade, dass sie sich dafür nicht noch mal ein paar jüngere Leser gesucht haben und für die was zusammengestellt haben. Ich mein, es hätte ja gereicht, einmal in eine Jugendbuchhandlung zu gehen und eine*n Fachfrau*mann zu fragen.
Aber ich weiß schon, warum kaum jemand noch Feuilleton liest 😉
VG Jennifer
fraggle
Solche Listen werden meiner Meinung nach immer irgendwie subjektiv sein, es sei denn man orientiert sich an den Verkaufszahlen. Diese wiederum sagen ja aber leider so gar nichts über die Qualität der Bücher aus.
Ich persönlich fand, dass die Kategorie „Leicht zu lesen“ irgendwie despektierlich klang. 😉
Meine persönlichen Highlights des Jahres waren unter anderem:
„Butcher´s Crossing“ von John Williams
„Das Buch der Spiegel“ von E. O.Cirovici
„Auerhaus“ von Bov Bjerg
„Die letzten Tage der Nacht“ von Graham Moore
„Die Krone der Sterne“ von Kai Meyer
„Die Gestirne“ von Eleanor Catton
und
„Das Genie“ von Klaus Cäsar Zehrer
Meine – mit Abstand, leider – größte Enttäuschung war
„Gefrorener Schrei“ von Tana French
Jennifer
Hi Fraggle,
Auerhaus fand ich auch toll! Das kam mir gar nicht in den Sinn, weil ich es schon letztes oder vorletztes Jahr als Hardcover gelesen hatte.
Na ja, aber man hätte ja zum Beispiel einfach 10 Buchhändler befragen können oder so. Gerade bei den Jugendbüchern hätte ich das sehr empfohlen, denn da waren ja wirklich fast nur unangemessene Sachen dabei…
Irgendwie hätte man es jedenfalls anders lösen können… Ich bin ja nun nicht gerade Wenig-Leserin, aber selbst ich komme mir total ungebildet vor, wenn ich auf die Liste schaue. Das muss ja nun wirklich nicht sein und animiert wohl keinen zum Lesen…
VG Jennifer
Pialalama
Über diesen Beitrag bin ich auch gestolpert. Mir geht es wie dir: Die meisten Bücher sagen mir absolut nichts. Zudem merkt man doch sehr, dass die Bücher vor allem für sie Leser der „Zeit“ ausgewählt wurden. Das meine ich an sich nicht negativ, aber diese Zeitung liegt jetzt nicht unbedingt in jedem Zuhause rum…
Die Vorstellung der Titel hätte auch ein bisschen besser sein können, aber vielleicht habe ich auch nur eine gekürzte Version für das Handy gelesen 🙂
Liebe Grüße!
Jennifer
Hi Pia,
ja, bei der Zielgruppe stimme ich dir zu. Ich hätte mir trotzdem vielleicht kleinere Listen gewünscht zB mit wirklichem Empfehlungen für Jugendliche oder so.
Gut fand ich vor allem die politischen Bücher, aber wohl auch, weil ich da viele Titel schon kannte 😀
Und nein, du hattest auf dem Handy keine kürzere Version 😉 Hab die Liste auch zuerst auf dem Handy gelesen. Kann höchstens sein, dass sie den „Artikel“ geteilt haben auf mehrere Seiten, das machen sie beim Handy ja oft. Ansonsten muss ich sagen, dass ich die Zeit online richtig gut lesen lässt auf dem kleinen Bildschirm 😉 Und es wird zum Glück auch nichts gekürzt (fänd ich auch echt total blöd…)
VG Jennifer
Pingback: