[Hörbuch] „Prinzessin Insomnia“ von Walter Moers
Ich reihe mich gerne ein in die Reihe derer, die Walter Moers und insbesondere die Stadt der träumenden Bücher lieben. Dementsprechend war ich auch aufgeregt, als ich sah, dass es ein neues Buch geben würde. Nun ist es leider nicht das sehnsüchtig erwartete Schloss der träumenden Bücher, aber das kommt sicher auch noch irgendwann (oh, ich hoff’s). Aufgrund des hohen Preises schwankte ich ein wenig, ob ich mir das Buch direkt als Hard-Cover kaufen sollte. Ich wollte erst einmal Weihnachten abwarten 😉 doch da hatte ich Glück in einer LovelyBooks-Hörrunde. Leider konnte ich aufgrund einer Verschiebung und einer leichten Erkältung, an dem Wochenende selbst nur eingeschränkt mithören, aber nun habe ich das Buch einmal durchgehört.
Ein zamonisches Märchen
Wie viele andere seiner Bücher auch, spielt Prinzessin Insomnia in Zamonien: Die Prinzessin Dylia leidet an einer mysteriösen Schlafkrankheit. Diese lässt sie wachen, wenn alle anderen schlafen und alle Versuche, die Prinzessin zu ermüden, scheiterten. So beschäftigt die Prinzessin sich des Nachts mit ihren Gedanken und erweitert ihren Geist. Der Nachtmahr Opal dagegen hat nur eine Aufgabe: Sein auserkorenes Opfer in den Wahnsinn zu treiben. Gemeinsam begeben die beiden sich auf eine letzte Reise in Dylias Gehirn und erleben dabei so manch Wundersames.
Zuerst einmal muss ich sagen, dass Andreas Fröhlich eine sehr angenehme Lesestimme hat und dies gilt ebenso für die Stimmvariationen der verschiedenen Figuren. Zwischen Opals kratziger Stimme und Dylias höherer weiblicher Stimme konnte man gut unterscheiden und beide stimmen „hörte“ ich sehr gerne. Eigentlich bin ich der Meinung, dass Walter Moers Bücher geschrieben noch besser wirken, da er sehr mit der Sprache spielt. So tummeln sich manche sprachliche Neuschöpfungen zwischen zamonisch anmutenden Fachbegriffen, wie Amygdala, die ich zuerst fast auch für Neuschöpfung von Moers gehalten hatte. Beim Lesen verarbeitet das Gehirn diese noch stärker, finde ich. Dennoch hat mich die Geschichte um diese Reise ins eigene Gehirn in den Bann gezogen. Die Prinzessin wirkt ebenso sympatisch wie von sich selbst überzeugt, so wie auch Opal einerseits freundlich und hilfreich, andererseits ein wenig verschlagen wirkt. Das machte das Hören umso interessanter, da ich mich oft fragte, wer von den beiden nun wen manipuliert. Natürlich kommt das Ende, wie es kommen muss, doch auch hier beweist Moers wie einfühlsam und gleichzeitig spannend er schreiben kann.
Die Idee zu dem Buch hatte Moers durch einen Brief der ebenfalls unter Schlaflosigkeit leidenden Lydia Rode (deren Krankheitsbild „Chronisches Erschöpfungssyndrom“ genannt wird). Die Illustratorin und der Geschichtenerfinder beginnen eine gemeinsame kurze Geschichte, die von ihnen immer weiter ausgebaut wird. Lydia Rode ist es auch, die die wunderschönen Illustrationen für die Geschichte liefert. Diese Vorgeschichte finde ich wunderbar und es ist schön, dass ein so ernstes Thema in solch wunderbarer Form verarbeitet und damit vielen Menschen bekannt gemacht wird. Auch der CD liegt ein Heft mit Aquarellzeichnungen bei, dazu einzelne Passagen aus dem Buch. Die Zeichnungen sind nicht so detailreich wie im Buch, aber dennoch sehr schön und sanft. Das Nachwort von Walter Moers erzählt die Entstehungsgeschichte diese Werkes und ist gleichzeitig eine Hommage an Lydia Rode.
Mein Fazit: Ein Märchen für Sprachliebhaber mit einem berührenden Hintergrund! Ein detailverliebtes Werk voll von Wortkreationen und Sprachspielereien.
Mehr zum Krankheitsbild: www.mecfs.de
Weitere Meinungen
zum Hörbuch
Blaues Herzblatt – positiv
Janas Lesehimmel – positiv
zum Buch
Paper & Poetry Blog – positiv
Frühlingsmärchen – negativ
Lesen in vollen Zügen – negativ
Wenn dich nachts der Alb heimsucht – Artikel auf Spiegel.de
Hier geht’s zum Hörbuch
Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr von Walter Moers
gelesen von Andreas Fröhlich
der Hörverlag (dort gibt es unter Service auch eine Hörprobe)
1 mp3-CD, vollständige Lesung
Laufzeit ca. 11 Stunden und 23 Minuten
Preis: 24,99 Euro
ISBN: 978-3-8445-2809-1