Vom Bahnfahren und nervigen Mitfahrer: "Ich hasse Menschen" von Julius Fischer
Rezension

Vom Bahnfahren und nervigen Mitfahrer: „Ich hasse Menschen“ von Julius Fischer

Wer in Leipzig lebt, kommt um Julius Fischer nicht herum. Die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz gehört zu meinem absoluten Lieblingen und Julius Fischer bringt mich mit seinen trockenen Erzählungen über Freundin und Katze stets zum Lachen. Erstaunlich eigentlich, dass ich Ich hasse Menschen nicht schon längst gelesen hatte, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen…

Julius Fischer fährt Bahn

Julius Fischer (der im Buch) hasst Menschen. Vor allem seine Mitfahrer in der Bahn. Was könnte für ihn also angenehmer sein, als eine stundenlange Bahnfahrt quer durch Deutschland? Na, so ziemlich alles. Wegen eines Termins muss er aber trotzdem Bahnfahren – und nutzt die Fahrt für Sticheleien über seine Mitfahrer und alle anderen Menschen dieser Welt, die ihn regelmäßig nerven. Und eines kann gesagt sein, der Untertitel Eine Abschweifung beschreibt das Buch sehr genau!

Des Bahnfahrers Leid ist des anderen Freud‘

Wenn Julius Fischer beschreibt, wie sein Gegenüber in der Bahn den Reiseproviant auspackt und laut hörbar zu Essen beginnt, dann muss man unweigerlich mitfühlen. So ziemlich jede Situation, die er beschreibt, kennt man als regelmäßiger Bahnfahrer zu Genüge. Gerade deshalb ist sein Leid so amüsant – weil es viel zu sehr an das eigene erinnert! Ausfallende Züge, telefonierende Sitznachbarn und nicht funktionierende Zugtoiletten – glücklich, wer sowas nie erleben musste. So simpel die eigentliche Story also ist, desto amüsanter wird sie durch die unverholene Abneigung Julius Fischers gegenüber seinen Mitmenschen und den zahlreichen spitzen Kommentaren. Während er seine Mitfahrer zu ignorieren versucht, beschäftigt Julius sich gedanklich mit dem einen oder anderen mehr oder minder wichtigen Thema. Von Popkultur bis zum letzten Kino-Besuch ist alles dabei und alles wird nicht unbedingt besser durch die Anwesenheit fremder Menschen. Oder auch nur Menschen.

Und am Ende bleibt eigentlich nur das Resümee, das alles besser sein könnte, wenn keine Menschen da wären. Auf jeden Fall wäre es deutlich friedlicher und ruhiger… Aber es gäbe eben auch nicht so viel zum Aufregen und das wäre doch fast schade (zumindest für das Publikum)! Denn eigentlich ist die ganze Geschichte doch sehr kurzweilig und unterhaltsam. Und eignet sich von der Länge her prima für eine mittellange Bahnfahrt. Aus Gründen des Selbstschutzes kann man dann einfach die passenden Abschnitte laut vorlesen und muss dem Sitznachbar gar nicht direkt sagen, dass er gefälligst den Mund beim Kauen schließen soll. Und wenn das trotzdem nicht hilft, dann verkürzt der gut dosierte Humor zumindest ein wenig die eigene Leidenszeit.

Fazit: Bahnfahren könnte ganz erträglich sein. Wenn nur die Mitfahrer nicht wären. Und während Julius Fischer gedanklich zetternd vor sich hin leidet, kann man sich an seinen spitzen Kommentaren erfreuen… Unbedingte Leseempfehlung für die nächste Bahnfahrt!

Übrigens hatte ich beim Lesen immer wieder Julius Fischers Stimme im Kopf und war mir bis zum Ende hin nicht sicher, ob ich nicht das eine oder andere Kapitel schon aus einem Live-Programm kannte. Die Freude am Lesen hat mir das aber nicht verdorben, auch wenn es mich hin und wieder ein wenig irritiert hat…


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Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung von Julius Fischer
erschienen 2018
158 Seiten
Voland & Quist

5 Kommentare

  • LeseWelle

    Hallo Jennifer!
    Ich bin zu deiner Rezension bekommen, weil mir der Titel aufgefallen ist und nun werde ich mir unbedingt das Buch näher ansehen. Denn es klingt wirklich sehr kurzweilig und amüsant.
    Da weiß ich was ich das nächste Mal in der Bahn lesen werde. 😀
    Liebe Grüße
    Diana

    • Jennifer

      Liebe Diana,

      kann es gerade für Bahnfahrten nur sehr empfehlen 😀 Es ist kurzweilig und sehr locker geschrieben. Manchmal kann ich in der Bahn nicht gut lesen, weil all die Menschen um mich herum mich total aus der Konzentration reißen. Dadurch, dass „Ich hasse Menschen“ so locker und nah an alltäglichen Begegnungen (in der Bahn) ist, lässt es sich aber super weglesen!

      Viele Grüße aus Leipzig
      Jennifer

    • Jennifer

      Liebe Lena,

      das ist es tatsächlich 😀 Es werden so viele alltägliche Begegnungen in der Bahn geschildert, es passt einfach zu gut 😉
      Ich wünsch dir viel Spaß beim Lesen!

      Viele Grüße aus Leipzig
      Jennifer

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