Juli Zeh "Corpus Delicti. Ein Prozess"
Rezension

Juli Zeh „Corpus Delicti. Ein Prozess“

zeh_corpusdelictiZum Inhalt (Klappentext)

Irgendwann im 21. Jahrhundert: Der Staat will nur unser Bestes und hat Gesundheit zur höchsten Bürgerpflicht gemacht. Ein junger Mann bringt sich um, weil ihn das System eines Verbrechens beschuldigt. Seine Schwester will beweisen, dass er unschuldig ist. Und wird zur Gefahr.

Meine Meinung

Eine spannende Dystopie über einen Staat, der Gesundheit zur höchsten Norm gemacht hat. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen! Ich hatte von Juli Zeh vorher nur Adler und Engel gelesen, was mich nicht so stark berührt hatte. Von Corpus Delicti dagegen konnte ich kaum genug kriegen!

Mia ist eine so starke wie zerrissene Persönlichkeit. Der Verlust ihres Bruders durch das System stürzt sie in einen regelrechten Wahn, in welchem sich Wirklichkeit und Wahnsinn zu vermischen scheinen. Es ist nicht ganz klar, ob Mia sich ihres eigenen Handeln und der Tragweite wirklich bewusst ist, scheint sie doch meist stärker in ihren Gedanken gefangen als sich der um sie handelnden Personen bewusst. Dennoch ist sie hochintelligent und spielt das Spiel, in das sie gezwungen wird, so gut sie es kann. Die Erzählweise hat mich besonders berührt, da man aus Mias Perspektive die Verwicklungen verfolgt und ich mir wünschte, sie möge der auf sie zurasenden Katastrophe entkommen.

Ihr Feind, Heinrich Kramer, ist viel weniger böse als vielmehr einem System treu, das er begründet hat und das zu verteidigen er sich nun berufen fühlt. Traurig fand ich die Figur des Anwalts Rosentreter, der durch einen Coup die Katastrophe in Gang setzt, sich aber seines Handels nicht bewusst scheint. Er ist es, der teils aus Rache, teils sicher auch seiner Karriere wegen, dem Fall von Mias Bruder wieder aufrollt und diesem eine neue Richtung gibt, ohne die nachfolgenden Verwicklungen wirklich zu begreifen. Als er zu verstehen beginnt, scheint er hilflos angesichts der Ereignisse und mir war nie ganz klar, ob er Mia helfen will oder nur den eigenen Gesichtsverlust fürchtet.

 
Mein Fazit: Erinnerte mich an 1984, stark geschrieben, sehr eindringlich und nachdenklich stimmend!

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Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess

272 Seiten; 9,99 Eur0

978-3-442-74066-6

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