Kleiner Semesterrückblick
Ich hatte euch ja einen kleinen Semesterrückblick versprochen und hier kommt er nun:
Modul 1 – Historische Fachsprachen
Hier hatte ich eine sehr spannende Vorlesung. Ich habe vieles aus unterschiedlichen Bereichen des Mittelalters gelernt. Unter anderem über die freien und unfreien Künste, über Medizin, Recht, Religion usw. Ein paar Dinge wusste ich natürlich bereits aus anderen Vorlesungen, aber es war trotzdem interessant, alles in Bezug zueinander zu betrachten. Dazu kamen noch zwei Seminare, in denen wir die jeweiligen Fachbereiche noch einmal vertieft betrachtet und auch einzelne Texte oder Textauszüge vorgestellt bekommen haben. Auch dort habe ich einige neue Dinge gelernt. Dass Kochbücher und Zauberbücher ganz ähnlich aufgebaut sind und teilweise die gleichen Satzstrukturen genutzt werden, um Rezepte zu erklären. Dass es bei Hexenprozessen durchaus Freilassungen infolge der Unschuldsvermutung gab. Oder wie ein mittelalterliches Mathelernbuch ausgesehen hat (puh, bin ich froh, dass ich damals nicht Mathe lernen musste). Insgesamt also ein sehr informatives Modul!
Modul 2 – Literaturtheorie
Hier hatte ich zwei Seminare, die allerdings unabhängig voneinander gewesen sind.
Einmal habe ich in einem Seminar zur Komik und zum Witz viel über die Entwicklung des Humors in der Literatur gelernt. Angefangen bei Schlegel, zu dem ich selbst einen Vortrag halten durfte, über Freud (der das ganze natürlich wieder auf die sexuelle Frühprägung bezogen hat) und Jean Paul sind wir am Ende bei Walter Moers gelandet. Auch die Zeitschrift Titanic wurde in diesem Seminar kurz behandelt. Das Seminar selbst war allerdings nicht so lustig wie es nun klingt. Wir haben vor allem theoretische Texte über die Komik gelesen und weniger witzige literarische Werke. Nichtsdestotrotz habe ich auch hier viel gelernt und fand es spannend, wie sich der Witz in der Literatur entwickelt hat.
Außerdem hatte ich noch ein sehr spannendes Seminar zu Erzählpoetiken der Gegenwart. In diesem Seminar habe ich auch Daniel Kehlmann, Terézia Mora, Thomas Galvinic und Wolfgang Herrndorf gelesen. (Ok, das zweite habe ich abgebrochen, aber die anderen beiden waren sehr spannend. Zu Herrndorf folgt die Rezension zeitnah). Wir haben uns gefragt, wie aktuelle Literatur erzählt wird und ob sich die Erzählgegenstände in der aktuellen Literatur geändert haben. Außerdem haben wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Werke verglichen und festgestellt, dass es bei allen vieren vor allem um Identität ging. Das ist spannend, da das eigentlich kein neues Thema in der Literatur ist. Zudem hatten alle Bücher auch religiöse Anspielungen (mal mehr, mal weniger). Insgesamt sind wir zu dem Schluss gekommen, dass alle Romane die Verknüpfungen zwischen Gesellschaft (bzw. fehlender Gesellschaft) und Individuum aufgezeigt haben. Außerdem ging es um Anonymität und den Verlust der Identität durch höhere Gewalt. Interessant waren bei den Büchern dann die unterschiedlichen Entwicklungen, die die Protagonisten durchlaufen haben.
Die Werke selbst haben dabei wenig Bewertungshilfe für die Leser geliefert. Die zentrale Aussage, hat mein Dozent treffenderweise mit
Die Botschaft: So ist die Welt. Lerne, damit umzugehen.
getroffen. Die Literatur ist also selbst Teil des Bewältigungsprozess des Autors bzw. der Leser. Sie ist Eskapismus vor einer Wirklichkeit, die sie selbst zynisch beschreibt. Dieses Seminar war definitiv mein spannendstes. Ich bin aus jeder Stunde mit tausenden Gedanken gekommen und habe so viele neue Impulse erhalten.
Fazit:
Ein rundum spannendes Semester, bestehend aus Literatur und Sprachwissenschaft. Dazu hat mich das Prag-Projekt weiter begleitet, aber dazu wird es wohl bald einen eigenen Post geben. In 3 Wochen werde ich dort meine Hausarbeit abgeben und deshalb die nächsten Wochen viel Zeit am Schreibtisch verbringen.
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