Dumont-Bloggerevent am Messesamstag
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Klimabuchmesse, Dumont-Bloggerevent & Nacht-Lesung im Zoo | #LBM23

Letzten Monat war endlich wieder Buchmesse! Darauf haben wir wohl alle sehnsüchtig gewartet. Warum ich die Messe genossen habe und es trotzdem nicht dasselbe wie vor der Pandemie war, erfahrt ihr in meinem kleinen längeren Messerückblick (holt euch zum Lesen nen Kaffee oder Tee).

Eröffnung der Klimabuchmesse

Für mich begann die Buchmesse am Donnerstag mit der Eröffnung der Klimabuchmesse. An diesem Abend wurden direkt mehrere Autorenpaare bzw. ihre jeweiligen Bücher vorgestellt. Den Anfang machten Eckart von Hirschhausen und Martin Häusler mit dem Buch Als ich mich auf den Weg machte, die Welt zu retten. Eine Reise in die Nachhaltigkeit. Das Buch wurde von der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen herausgegeben und vereint jede Menge Fakten, Grafiken und spektakuläre Bilder. Eckart von Hirschhausen hat das Buch anhand eines kurzen Vortrags vorgestellt und anschließend mit Martin Häusler im Gespräch über den Entstehungsprozess des Buches und die Schwierigkeit von nachhaltiger Buchproduktion gesprochen. Wer jetzt vor allem an Papier und Farbe denkt, der irrt: Denn vor allem die Bindung mit teilweise tierischen Inhaltsstoffen im Leim habe Probleme bereitet.

Anschließend haben Prof. Katrin Böhning-Gaese vom Senckenberg Forschungszentrum und Friederike Bauer ihr Buch Vom Verschwinden der Arten. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit im Gespräch vorgestellt. In dem Buch geht es darum, dass neben der Klimakrise das zunehmende Artensterben als eigene Krise betrachtet werden sollte, weil es ganz eigene Probleme mit sich bringt und eigene Lösungen gefunden werden müssen. Das Gespräch war für mich sehr augenöffnend, weil ich das Artensterben bisher immer nur als ein Nebenthema des Klimawandels betrachtet habe. Dass das Artensterben auch unabhängig vom Klimawandel stattfindet, beispielsweise durch weltweite Monokulturen und Insektenvernichter, welche wiederum durch fehlende Bestäubung das Artensterben weiter befeuern, ist zwar sehr logisch, war mir jedoch nicht so gegenwärtig.

Den krönenden Abschluss machte dann die Lesung mit Maja Lunde, welche ihren Abschluss des Klima-Quartetts vorstellte. In Der Traum von einem Baum geht es um eine Saatgutkammer im Norden und die Frage, was die Bewahrung der letzten Samendatenbank wert ist. Die Lesung selbst war für mich ein absolutes Erlebnis, weil ich Die Geschichte der Bienen wirklich geliebt habe. Hier kommt ihr noch einmal zu meiner Rezension. Maja Lunde hat von der Entstehung des Buches gesprochen und den Buchanfang auf Norwegisch vorgelesen. Anschließend wurde dieselbe Stelle (allerdings nicht von Maja Lunde) noch einmal auf Deutsch vorgelesen. Die Lesung auf Norwegisch war ein ganz eigenes Erlebnis, denn klanglich war das schon etwas ganz besonderes.

Maja Lunde liest aus ihrem Abschluss "Ein Traum von einem Baum"
Maja Lunde liest aus ihrem Abschluss „Der Traum von einem Baum“

Ein ebensolches Erlebnis waren auch die beiden Simultan-Gebärdendolmetscherinnen, die wirklich unglaubliche Arbeit geleistet haben. Auch ohne Gebärdensprache sprechen zu können, war es hochinteressant die Übersetzung den ganzen Abend lang parallel zu verfolgen. Besonders spannend fand ich, dass die Übersetzung der Lesung deutlich „bildhafter“ wirkte als die Übersetzung der Gespräche auf der Bühne. Schön auch, dass die Veranstalter der Klimabuchmesse die Veranstaltung dadurch (und durch den Live-Stream) für möglichst viele zugänglich gemacht haben. Wer sich das Programm bzw. Informationen zur Klimabuchmesse im Nachgang ansehen möchte, kann dies hier tun.

Arbeiten am Messefreitag, Rowohlt-Bloggertreffen und Leipziger Bloggertreffen am Abend

Am Messefreitag bin ich beruflich über das Messegelände gegangen, um einige Kontakte zu knüpfen. In meiner Mittagspause wurde ich dann von Tina zum Rowohlt-Bloggertreffen mitgenommen. Angemeldet hatte ich mich tatsächlich nicht, weil ich in den letzten Monaten kaum noch Rezensionsexemplare angenommen bzw. angefragt habe und ich es darum merkwürdig fand mich zu vielen Bloggertreffen anzumelden. Am Ende war ich aber sehr froh, dass Tina mich mitgenommen hatte. Zwar war das Treffen sehr überfüllt und durch den Trubel rund um den Rowohlt-Stand akustisch manchmal schwierig zu verfolgen. Allerdings hatte ich vorab schon über Twitter gesehen, dass Nicole Seifert und Magda Birkmann ab Herbst unter der Reihe rororo Entdeckungen verschiedene Bücher von vergessenen Autorinnen herausgeben. Auf diese Reihe bin ich schon sehr gespannt und finde es super, dass Seifert und Birkmann dieses Projekt mit Rowohlt umsetzen können. Mehr zum Thema vergessene Autorinnen könnt ihr im Buch von Nicole Seifert nachlesen, hier kommt ihr nochmal zu meiner Rezension von Frauenliteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. Außerdem kommt ihr hier zur Übersicht von rororo Entdeckungen.

Am Abend hatten wir dann ein privates Bloggertreffen mit einigen (ehemaligen) Blogger*innen aus Leipzig. Wir waren gemeinsam Burger essen und ich fand es super schön bei einem gemütlichen Abendessen über Bücher, Blogs und Privates zu Quatschen. Vor allem, weil mir der Austausch während der Messe selbst sehr gefehlt hat. Aber dazu später mehr.

Dumont-Bloggerevent, Reado-Treffen und Nacht-Lesung im Zoo

Mein absolutes Messehighlight war dann aber am Samstagmorgen das Bloggerevent von Dumont. Für ihr erstes derartiges Event hat das Dumont-Team sich ein tolles Programm überlegt: Zunächst wurde ganz klassisch das kommende Programm vorgestellt, danach gab es ein lockeres Gespräch mit den beiden Autor*innen Caroline Wahl und Ewald Arenz. Beide Autor*innen kannte ich vorher nicht, aber die Art wie die beiden miteinander und mit dem Publikum interagiert haben, war einfach super sympathisch! Zwischendrin gab es zur Auflockerung noch ein kleines Quiz und auch das war einfach nur sehr unterhaltsam und kurzweilig: Nach ein paar allgemeinen Fragen zum Verlag und zu den beiden Autor*innen wurden Zitate vorgestellt und das Publikum durfte raten, aus welchem der beiden Bücher das jeweilige Zeit stammte: Entweder aus 22 Bahnen von Caroline Wahl, aus Die Liebe an miesen Tagen von Ewald Arenz oder aus keinem von beiden Büchern. Besonders schön war, dass Caro und Ewald natürlich auch mitgeraten haben und sich mehr als einmal beide sicher waren, dass ein Satz aus ihrem Buch stammte. Die 2 Stunden mit dem Dumont-Team vergingen wie im Flug und ich war wirklich froh, dass ich mich zu diesem Termin angemeldet hatte!

Caroline Wahl und Ewald Arenz im Gespräch
Caroline Wahl und Ewald Arenz im Gespräch

Nach dem Bloggerevent bin ich ein wenig durch die Messehallen gestreift und habe mir alle Stände angesehen, die ich am Freitag noch nicht gesehen hatte. Eine ganze Weile habe ich dann auch noch bei einem (inoffiziellen?) Reado-Community-Treffen verbracht. Wer Reado noch nicht kennt: Dabei handelt es sich um eine Lesecommunity ähnlich wie Goodreads, bei der man seine eigenen Lesestatistiken führen, anderen Leser*innen folgen und sich Buch-Inspirationen holen. Ich selbst nutze die App (leider gibt es noch keine Desktop-Anwendung) seit einer Weile parallel zu Goodreads, allerdings wurde ich durch etwas sanften Gruppenzwang motiviert. Bei dem Treffen habe ich einige Funktionen kennen gelernt, die ich bisher nicht kannte, und einiges über die geplanten Entwicklungen bei Reado gehört. Das Treffen war insgesamt sehr spannend und es wird sicherlich interessant zu sehen, wie sich Reado in den nächsten Jahren entwickelt. Kennt ihr die Plattform bereits? Und wenn ja, nutzt ihr sie? Oder wollt ihr noch mehr über Reado wissen? Übrigens, wenn ihr mich auf Reado sucht, findet ihr mich wie gewohnt und den Nutzernamen leseninleipzig.

Lebendige Nacht - Lesung und Buchvorstellung im nächtlichen Zoo
Lebendige Nacht – Lesung und Buchvorstellung im nächtlichen Zoo

Am Abend wurde es dann noch einmal aufregend bei mir: Zuerst habe ich auf dem Südfriedhof die Gemeinschaftslesung eines Indie-Autoren-Kollektivs besucht. Passenderweise hieß die Veranstaltung „Grusel am Abend“, auch wenn die Atmosphäre leider gar nicht so gruselig war wie erwartet. Die Veranstaltung fand nämlich in einem Kirchenraum statt, aber leider war der Raum so hell erleuchtet (teilweise wurden die Lesungen auch per Video aufgenommen), dass sich der Grusel der Geschichten nicht so richtig ausbreiten konnte. Dennoch war es eine interessante Veranstaltung. Danach sind wir dann ganz schnell in den Zoo zu einer weiteren Abendlesung gefahren. Und ich habe abseits der Lesung mein zweites Messe-Highlight erlebt: Vor der Lesung konnten wir noch einmal im Dunkeln durch das Gondwanaland spazieren. Nicht nur bekommt man einige nachtaktivere Tiere zu sehen, vor allem nimmt man die Pflanzenwelt im Dunkeln nochmal ganz anders wahr. Eine tolle Einstimmung auf die Lesung und thematisch äußerst passend. Die Lesung selbst fand dann aber im ebenfalls gut ausgeleuchtet Patakan-Restaurant statt. Dr. Sophia Kimmig stellte dort nämlich ihr Buch Lebendige Nacht – Von den Wundern einer Welt, die wir verschlafen vor. Teilweise hielt sie einen spannenden Vortrag über alles, was wir über die Nacht wissen bzw. nicht wissen, teilweise las sie Passagen aus ihrem Buch vor. Ich würde den Stil als unterhaltsam-literarisches Sachbuch bezeichnen und habe das Buch direkt mal auf meine Wunschliste gepackt. Die Lesung war jedenfalls super spannend und kurzweilig.

Podcast-Vorstellung, PENs Writers in exile und gemütlicher Messeausklang

Am Messesonntag habe ich mich dann gegen Mittag ein letztes Mal auf das Messegelände gewagt. Begonnen hat der Tag für mich mit der Vorstellung des zur Buchmesse gestarteten Podcasts Die Bücher unserer Zukunft. In dem Podcast reden die beiden Verlegerinnen Annika Bach von der Verlagsgruppe E. A. Seemann Henschel und Anne Friebel von Palomaa Publishing wöchentlich mit unterschiedlichen Gästen über verschiedene Themen aus der Buchbranche. Dabei geht es, wie der Titel auch schon vermuten lässt, immer auch um den Wandel und die Zukunft der Buchbranche. Wer also an Insights aus der Branche interessiert ist, sollte sich den Podcast einmal anhören.

Annika Bach und Anne Friebel stellen ihren Podcast Die Bücher unserer Zukunft vor
Annika Bach und Anne Friebel stellen ihren Podcast Die Bücher unserer Zukunft vor

Abschließend habe ich noch eine kurze Lesung aus der Reihe Women.Life.Freedom: Exil-Autor*innen lesen und diskutieren über Demokratie und Freiheit vom PEN Deutschland besucht. Die Veranstaltung hat mich allerdings etwas ratlos zurück gelassen. Entgegen meinen Erwartungen hat nämlich nur eine einzelne Autorin etwas gelesen und einige Fragen eines Moderators beantwortet. Aufgrund der Beschreibung hätte ich mir eher eine größere Anzahl an Autor*innen vorgestellt, die miteinander gesprochen und diskutiert hätten. Allerdings war die Lesung von Kholoud Charaf, einer syrischen Dichterin, dennoch sehr ausdrucksstark, auch wenn ich leider kein Wort verstanden habe, weil nur das Gespräch, nicht aber die Lesung übersetzt wurde. Wer mehr über die Writers in exile lesen möchte, findet die Infos beim PEN Deutschland.

Am Ende des Tages, oder sagen wir lieber am späten Nachmittag, habe ich mich dann mehr oder weniger blicklos über das Messegelände bewegt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich schon viel zu viele Eindrücke und konnte langsam nichts neues mehr verarbeiten. Aus Neugier bin ich um kurz nach 16 Uhr noch einmal in die Phantastik-Messebuchhandlung gegangen und habe mir die mittlerweile leergekauften Verkaufsstände angeschaut. Und irgendwie fand ich dieses Bild ganz passend für den Messeabschluss und bin dann auch früh nach Hause gefahren.

Leer gekaufter Verkaufstisch am späten Messesonntag
Leer gekaufter Verkaufstisch am späten Messesonntag

Endlich wieder Buchmesse – Was hat denn nun noch gefehlt?

Auch wenn ich einige schöne Veranstaltungen besuchen konnte, hat mir insgesamt doch der übliche Austausch zwischen den Veranstaltungen gefehlt. Wahrscheinlich auch, weil ich kaum an Bloggertreffen teilgenommen habe und dadurch nur wenige Blogger*innen zufällig getroffen habe. Mit fast allen Personen, die ich rund um die Messe getroffen habe, hatte ich mich vorab bereits verabredet. Weil es in diesem Jahr auch weder Blogger.Lounge noch Blogger.Sessions gab, gab es auch wenige Punkte an denen Blogger*innen sich gesammelt haben. Dadurch fehlte mir ein wenig dieses Gefühl eines Klassentreffens, welches ich in anderen Jahren hatte.

Außerdem fehlten mir nicht nur die spontanen, zufälligen Treffen, sondern auch die sich daraus entwickelnden Gespräche. Auch wenn man während der Messe stets nur wenige, ausgewählte Veranstaltungen besuchen kann, hat man durch die Gespräche rund um die Veranstaltungen doch immer einen gewissen Überblick gehabt, was sonst noch auf dem Messegelände los ist. Dadurch hat man auch Trends verfolgen können, ohne selbst auf allen Veranstaltungen zugegen zu sein.

Aber vielleicht muss man auch berücksichtigen, dass dies die erste Messe nach Corona war. Allgemein muss man sagen, dass es gefühlt weniger Verlage und weniger Veranstaltungen gab und zugleich alle scheinbar viel mehr Termine auf ihrer Messe-Liste hatten. Am Ende haben wir alle eben drei Messe-Jahre versäumt und die holt man nun einmal leider nicht innerhalb von einer Buchmesse nach.

Darum freue ich mich trotz allem, dass die Messe überhaupt stattfinden konnte und bin gespannt wie sich die Messe-Landschaft in den nächsten Jahren entwickelt…

2 Kommentare

  • Tina

    Hi Jenny,

    ein umfangreicher, sehr passender Messebeitrag.
    2 Folgen des Podcasts „Die Zukunft unserer Bücher“ habe ich tatsächlich schon gehört. So kann man auf Messen Reichweite gewinnen.
    Das Dumont-treffen (danke nochmal) und das Burgeressen mit den Leipzigern waren so die Highlights würde ich sagen.
    Ansonsten schien es zu viel zu sein. irgendwie anders, irgendwie massenhaft Menschen, nichts mehr gewöhnt.
    Ich hab das Gefühl und das haben mir so einige bestätigt, dass die Blogger-Riege mit eigener Page langsam ausstirbt. Social Media übernimmt das Ruder und die Leute habe ich auch oft gesehen, allerdings hab ich zu den Leuten nicht so den Draht wie zu den mir bekannteren Blogs.

    Liebe Grüße
    Tina

    • Jennifer

      Hallo Tina,

      ja, mir ging es mit den Menschenmassen ähnlich wie dir. Es wurde mir dann auch schnell zu viel und ich war froh immer mal wieder Pausen einlegen zu können.
      Ich weiß gar nicht, ob die Blogger-Riege mit eigener Page ausstirbt. Klar gibt es immer wieder Leute, die aus persönlichen Gründen nicht mehr bloggen, die Prioritäten im Leben verschieben sich eben auch. Aber ich hatte schon immer auch noch den Eindruck, dass neue Blogger*innen nachgekommen sind. Und klar gibt’s inzwischen viele, die nur noch Social Media machen, ist ja auch legitim. Aber auch das gabs ja früher auch immer schon, ist also eigentlich keine neue Entwicklung. Ich glaube, dass es tatsächlich einfach an Veranstaltungen fehlt, wo Blogger*innen zusammenkommen. Es gibt ja auch viele Blogger*innen, die dann zu Autor*innen werden, und die treffen sich dann ja weiterhin auf Litcamps etc…
      Na ja, mal schauen wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt, sowohl auf der Messe als auch sonst so.

      Danke dir fürs Organisieren vom Burger-Essen 🙂 und schön, dass du bei Dumont mit warst!
      Liebe Grüße
      Jenni

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