[Kolumne] Gaming?! – Von Storyline und Plot in Videospielen und Büchern
Da ich derzeit eine kleine Blogflaute durchlebe (oder zumindest zu faul zum regelmäßigen Bloggen bin), habe ich auf Twitter um Kolumnen-Vorschläge gebeten. Die Idee dahinter war, dass ich ohne viel Vorüberlegungen einen freieren Text schreibe, gerne auch mal zu einem Thema, über das ich nicht sowieso schon an jeder Ecke stolpere. Vorgegeben wurde mir das Thema also über Twitter:
falls du nicht spielst, deine Meinung zu Videospielen als quasi Außenstehende
falls doch, der Aufbau und die Umsetzung von Handlung/Plot in Videospielen (im Vergleich zu anderen Unterhaltungsmedien)— Meg | Rhukii (@McRhukii) January 30, 2020
Bin ich Gamerin? – Videospiele von außen betrachtet
Ich selbst würde mich nicht unbedingt als Gamerin bezeichnen. Allerdings kann ich gar nicht genau sagen, wie eine Definition von Gamer:innen eigentlich aussehen würde. Ich selbst spiele jedoch so unregelmäßig, dass ich mich selbst einfach nicht zu dieser Gruppe zugehörig fühle. Wenn ich doch einmal Computerspiele spiele, dann meist eher Rätsel-Spiele, die auf komplexe Wissensvermittlung ausgerichtet sind. Die spielt man einmal durch und hat am Ende eine Lösung. Bei ganz lieb gewonnenen Spielen kann man die Handlung noch einmal durchspielen, im Großen und Ganzen ist der Reiz aber verflogen. Natürlich spiele ich auch hin und wieder mal was rein unterhaltendes wie Sims, allerdings reicht mir da bis heute die alte PC-Version, bis zu Sims 4 oder den diversen Erweiterungen bin ich nie gekommen. Ich finde diese Art des Zeitvertreibs entspannend, allerdings habe ich immer nur kurze Phasen lang Lust mich auf das jeweilige Spiel einzulassen, dann verliere ich wieder das Interesse. Sicherlich liegt das auch daran, dass ich mir die für manche Spiele notwendige Technik nicht leisten mag. Eines meiner liebsten Spiele (Spielzeit bei mir etwa 200 Stunden, zumindest laut Speicherstand) ist Endless Ocean ( und Endless Ocean 2) für die Wii. Leider besitze ich keine Wii und kann daher nur sporadisch spielen, wenn ich irgendwo zu Besuch bin. Ich kenne allerdings jede Menge Leute, die gerne und ausdauernd on- wie offline spielen (daher kann ich auch den Unterschied zu mir selbst gut erkennen).
Videospiele, manche mehr, manche weniger, haben ja gesamtgesellschaftlich betrachtet oftmals einen schlechten Ruf. Das mag daran liegen, dass vor allem Menschen, die keine Spiele spielen diese kritisieren, aber auch an unserem Umgang mit verschiedenen Medien. Bücher beispielsweise haben kulturell gesehen einen „höheren“ Medienwert (zumindest scheinen das einige Menschen zu denken) als Videospiele, wobei sich selbst der Wert des Mediums Buch über die jeweiligen Genre noch einmal differenziert. So werden Genre immer wieder miteinander verglichen und es werden verschiedene Ansprüche (Unterhaltung vs. Bildung) miteinander vermischt. Besonders amüsant in dieser Hinsicht sind klagende Feuilleton-Artikel über den Niedergang der Literatur mit gleichzeitiger sozialer Ächtung von Unterhaltungsromanen. Aber das ist wohl ein anderes Thema!
Von Storyline und tieferem Sinn in Videospielen
Wenn man sich länger mit Videospielen beschäftigt, fallen einige Gemeinsamkeiten zum Medium Buch auf. Ich denke, dass sich Videospiele ähnlich wie Bücher in verschiedene Genre einteilen lassen – von reiner Unterhaltung bis hin zur abstrakten Wissensvermittlung. Diese erste Kategorie ist es wohl, die gesellschaftlich immer wieder in der Kritik ist und einen schlechten Ruf weg hat. Dabei finde ich das, ähnlich wie bei Büchern, zu kurz gedacht. Auch simple Unterhaltung erfüllt ja einen Zweck. Menschen können nicht 24 Stunden am Tag neues Wissen verarbeiten, Spiele zu spielen kann dem Stressabbau dienen und damit überhaupt erst eine Lernbereitschaft schaffen. Doch auch wenn ein Spiel nicht von seiner gesamten Aufmachung her schreit „Seht her, ich bin ein Wissensbereicherer“, steckt in den meisten Spielen ziemlich viel Inhalt! Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht immer erkennt, haben viele Spiele doch auch eine Storyline oder einen Handlungsstrang, dem die Spieler:innen folgen. Und selbst komplett offene Spiele lassen Raum für Kreativität und Interaktion verschiedener Spieler:innen, was meiner Meinung nach ebenfalls nicht unterschätzt werden sollte.
Aber nehmen wir der Einfachheit halber mal ein Handlungsspiel: Was genau unterscheidet eigentlich eine interaktive Spielehandlung von einer klassischen Buchhandlung? Und ich möchte als Antwort jetzt nicht „Im Buch hat man keine Wahlmöglichkeiten“ hören, denn auch im Spiel ist ja der Handlungsverlauf vorgegeben und man wird durch eine Reihe von „falschen Entscheidungen“ meist trotzdem in die vom Spieleentwickler intendierte Richtung gelotst. Da könnte man ja fast schon die These aufstellen, dass Spiele Handlung in Bildern sind, wenn man sich weit aus dem Fenster lehnen möchte. Worauf ich hinaus will: Die Spielehandlung ist oftmals komplexer als auf den ersten Blick ersichtlich, der besondere Reiz im Spielen liegt sicherlich an der Mischung aus vorgefertigter Handlung, aufwendigen Animationen und Entspannung im Spiel. Und selbst vermeintlich handlungslose Spiele laden ja die Spieler:innen zum eigenen Entwickeln von Handlungssträngen ein. Insofern sind die Unterschiede zwischen Spiel und Buch vielleicht gar nicht so groß, wie man auf den ersten Blick vermuten würde.
Was haltet ihr von meinen Gedanken? Spielt ihr selbst auch (hin und wieder?) Würdet ihr euch als Gamer:in bezeichnen? Wie denkt ihr über Videospiele?
Weiterführende Informationen:
Da ich selbst nachgewiesenermaßen keine Expertin bin, sei hier noch auf Aurelia von Geekgeflüster verwiesen, bei der ich gerne auf Twitter und im Blog mitlesen und einiges über die Gaming-Welt (und historische Fakten in Games) lerne und auf Sarah von Pergamentfalter, die sich zurzeit beruflich wie privat viel mit Medienpädagogik und dem pädagogischen Spielen beschäftigt.
Credits: Danke an @McRhukii für die Inspiration
Headerbild: Michael Gaida über Pixabay
4 Kommentare
Nadine
Also zu einer meiner absoluten Lieblingsspiele gehören Final Fantasy X2 und Kingdom Hearts X2, beide noch für Play Station 2 damals. Den Weltenbau dort, die Liebesgeschichten, die Orte, die Freundschaften, all diese ganzen Storys sind sooo wahnsinnig inspirierend, faszinierend und wunderbar, dass sie für mich einem Film oder eben Buch gleichkommen, das eigentliche kämpfen oder der große Kampf als solches wird da zur Nebensache. Für mich sind beide Spiele mit sehr viel Tiefgang verbunden, die mich nicht nur in meiner Kindheit, sondern auch noch 20 Jahre später prägen und berühren.
Klar zur Unterhaltung und zum abschalten gibts Sims, genauso wie es in der Literatur auch „reine“ Unterhaltungsliteratur gibt. Ich glaube, dass wir von Spielen auch als Autor oder Leser viel mehr lernen könnten, wenn man sich auf das Spielgeschehen und die Geschichte wirklich einlässt. Vielleicht schreibe ich darüber auch mal einen Blogbeitrag, aber vermutlich wäre das nur eine reine Schwärmerei, warum die beiden Spiele für mich so einen Wert haben 😀
Jennifer
Liebe Nadine,
schreib doch trotzdem einen Blogbeitrag! 🙂
Ich finde, dass Bücher, Filme und Games alle sowohl unterhaltend als auch bildend sein können. Ich verstehe auch gar nicht, warum dies immer wieder abgesprochen wird von manchen Leuten…
Das mit den Kindheitserinnerungen kann ich übrigens absolut nachvollziehen! Manche Spiele lösen bei mir auch sofortige Kindheitserinnerungen aus 🙂
Liebe Grüße
Jennifer
Sarah | Pergamentfalter
Hallo Jennifer,
erstmal vielen Dank für die Verlinkung <3
Ich selbst spiele mal mehr, mal weniger. Ich habe Phasen, in denen ich v.a. Strategie- und Simulationsspiele wie Anno, Sims oder andere Aufbauspiele stundenlang spielen kann. Auch diverse Casual Games (z.B. Varianten von 3 gewinnt oder Mahjong) spiele ich gern. Und dann gibt es wiederum Phasen, in denen ich gar nicht spiele. Deswegen würde ich mich auch nicht als richtige Gamerin, sondern eher als Gelegenheitsspielerin bezeichnen.
Deine Gedanken finde ich sehr spannend! V.a. deine Ausführungen zur Unterscheidung Spiel/Buch finde ich sehr gut getroffen. Letztlich liegt jedem Spiel auch nur ein mehr oder minder ausführliches Storybook zugrunde, das darstellt, was im Spiel wie und unter welchen Bedingungen passiert. Einen Unterschied zum Buch sehe ich dort kaum. Ein Spiel ist für mich letztlich nur ein interaktiveres Buch, in das man auf andere Art und Weise eintauchen kann, als es bei einem Buch geht.
Liebe Grüße
Sarah
Jennifer
Liebe Sarah,
sehr gerne doch! 🙂
Ich glaube, ich bin auch so eine Gelegenheitsspielerin wie du. Habe das vor allem in bestimmten Phasen des Lebens und auch mit wechselnden Spielen. Freut mich auch, dass du meine Gedanken nachvollziehbar fandest! Ich denke auch: Das Medium ist anders, aber die Funktionen können ganz ähnlich sein…
Liebe Grüße
Jennifer