[Kolumne] Kurze Bücher, lange Bücher: Wie lang muss ein gutes Buch sein?
Heute muss ich mich einmal ein wenig aufregen. Über eine Autorin, die ich gerne lese. Wobei ich die Autorin noch immer wunderbar finde. Nur ihre auf deutsch veröffentlichten Bücher, die treiben meinen Puls immer weiter in die Höhe…
Wie lang muss ein gutes Buch sein?
Die Frage, wie lang ein gutes Buch sein muss, ist ja eine recht allgemeine Frage. Und eigentlich gibt es darauf auch gar keine richtige und endgültige Antwort. Verschiedene Genre haben verschiedene Standardlängen, eine Novelle sollte nun einmal keine 600 Seiten benötigen, um die Geschichte zu erzählen. Im Gegenzug sollte natürlich ein Roman nicht nach 150 Seiten bereits enden. Dennoch ist die Frage, wie lang ein Buch zu sein hat, eigentlich eine müßige Frage. Und sollte nicht eigentlich der Inhalt im Fokus eines Buches stehen und nicht die Seitenzahl? Ja, das sollte so sein.
Allerdings gibt es eine Sache, die Fans so richtig in den Wahnsinn treiben kann. Und zwar, wenn Autor:innen oder Verlage auf einmal die unausgesprochenen Regeln ändern, die zwischen Leser:innen und Autor:in herrschen. Dann herrscht nämlich alsbald Enttäuschung bei den vorher wohlgesonnen Fans. Natürlich können Autor:innen sich im Laufe ihres Schreiblebens verändern und ihre Fans haben das zu respektieren. Dazu können Genrewechsel gehören oder ein veränderter Schreibstil. Damit kann man als Leser:in umzugehen lernen – oder man lernt es nicht und sucht sich andere Autor:innen. Damit können und müssen dann beide Seiten leben…
Was mich als Leserin jedoch zutiefst stört, ist, wenn ich das Gefühl habe, dass ich immer kürzere Geschichten serviert bekomme. Geschehen ist mir dies zuletzt bei einer bekannten amerikanischen Autorin, die unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht. Es ist für einen Fan natürlich hart, wenn eine Buchreihe beendet wird. Aber wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Denn statt die Buchreihe für beendet zu erklären oder sich mit der Veröffentlichung länger Zeit zu lassen, schreibt diese Autorin weiterhin fleißig Geschichten. Nur werden diese nach einem Verlagswechsel immer kürzer, wie ihr oben im Bild erahnen könnt. Zusätzlich zur sinkenden Qualität der Bücher (ich rede nicht von der inhaltlichen Qualität, die weiterhin sehr hoch ist), verärgert ein solches Verhalten Leser:innen natürlich. Und es geht mir nicht um die Länge der Geschichten per se. Aber während andere Verlage solche Novellen gerne zu Sammelbänden zusammenfassen und den Leser:innen damit eine einmalige Freude machen, entschied sich dieser Verlag leider zu einer häppchenweisen Veröffentlichung., Das bedeutet immer wieder kurzzeitige Freude über einen neuen Roman und Kosten für Buchkäufe. Gefolgt von einer kleinen Enttäuschung, wenn man ein schlecht verarbeitetes und sehr, sehr dünnes Buch in der Hand hält. Und irgendwann trifft man als Fan betrübt die Entscheidung, keine weiteren (deutschsprachigen) Bücher der entsprechenden Autor:innen mehr zu kaufen. So macht man sich die bereits aufgebaute Leserschaft schnell kaputt…
Abschließender Hinweis: Ich rege mich vor allem über das allgemeine Prinzip dieser gestückelten Veröffentlichung auf. Die Autorin wird vor mir sehr geschätzt und ich vermute auch nicht, dass die Entwicklung in ihrem Sinne ist…
6 Kommentare
Konstanze
Ich glaube, dass ich bei einer solchen Veröffentlichungspolitik nach spätestens zwei Bänden zu den englischen Titeln greifen würde. Deutsche Bücher sind eh schon relativ teuer (wenn auch in der Regel qualitativer gefertigt) als US-Veröffentlichungen und wenn ich dann auch noch das Gefühl bekommen würde, dass man mich mit dem Umfang über den Tisch zieht, hätte mich ein Verlag endgültig verloren.
Lustigerweise hatte ich in den vergangenen Jahren das Gefühl, dass deutsche Verlage ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass deutsche Leser keine schmalen Bücherlein haben wollen. Aber das kann auch daran liegen, dass ich anfing (High) Fantasy zu lesen, als grundsätzlich jeder US-Titel für die deutsche Veröffentlichung von den großen Verlagen geteilt wurde – etwas, das mir in den vergangenen Jahren kaum noch aufgefallen ist, auch wenn ich das inzwischen bei dem einen oder anderen Titel aufgrund des Umfangs sogar fast wieder begrüßen würde. 😉
Jennifer
Liebe Konstanze,
ich werde die deutschen Bücher tatsächlich auch nicht mehr kaufen. Da meine Mama die Reihe mit mir liest und sie kein Englisch kann, habe ich bisher gezögert. Aber sofern nicht wieder ein längerer Roman erscheint, sehe ich das einfach nicht mehr ein…
Was man vielleicht dazu sagen muss, ist, dass die Autorin auch von LYX weggewechselt ist und nun bei einem eher unbekannten (und ich vermute auch kleineren) Verlag ist. Das hängt bestimmt auch direkt miteinander zusammen, denn die Romane bei LYX waren alle noch sehr ähnlich von der Länge…
Haha, ja High Fantasy hat ja meist nochmal Überlänge 😀 Das ist mir dann oftmals (gerade bei langen Reihen) schon wieder zu viel. Aber zwischen 600-700 Seiten und 150-200 Seiten ist ja noch ne gewisse Spanne, da darf es für mich schon gerne eher nach oben gehen, was die Seitenanzahl angeht!
LG Jennifer
Kat @ Kat from Minas Morgul
Huhu 🙂
Ich verstehe total, was du meinst. Da ich hauptsächlich englische Bücher lese, betrifft mich das mit der Bücherteilung nicht wirklich. Aber dennoch bekomme ich es eben mit und bei manchen Geschichten ist eine Teilung einfach komplett sinnlos. Vor allem, wenn in der ersten Hälfte des Buches noch nicht allzu viel passiert, dann ist das einfach langweilig für die Leser. Ich weiß nicht, wie das in anderen Genres ist, aber vor allem in der Fantasy fällt mir das besonders deutlich auf.
Liebste Grüße
Kat
Jennifer
Hallöchen,
also komplette Buchteilungen wie beispielsweise bei der deutschen Black Dagger-Reihe treiben mich ehrlich gesagt auch total in den Wahnsinn. Hier geht es mir aber eher um zusätzliche Novellen, die nach einem abgeschlossenen Roman nochmal die Handlung um bestimmte Figuren weiterführen. Während die ein wenig länger oder thematisch zu Bundlen zusammengefasst, wäre mir das lieber.
Na ja, ich werde mal einfach abwarten, was sich da so als nächstes tut und dann entweder englisch weiterlesen oder die Romane gebraucht kaufen. Das sehe ich langsam echt nicht mehr ein…
LG Jennifer
Nadine
Die Bücher auf dem Bild sehen wirklich seeehr dünn aus, dass würde mich auch nerven. Kenne es selbst bei Reihen gar nicht, da wurde jedes Buch dicker und dicker, bis man irgendwann Menschen damit erschlagen kann. Mich hat es bei Game of Thrones genervt, dass aus einem Englischen im Deutschen zwei Bücher wurden. Ich bin dann nach dem dritten Band ins englische umgestiegen, weil es mir einfach zu teuer wurde.
Liebe Grüße
Nadine
Jennifer
Die Bücher auf dem Bild sind in echt auch sehr, sehr dünn…
Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob ich es so cool finde, wenn Bücher im Laufe einer Reihe immer dicker werden. Irgendwann wird’s auch so rum einfach zu viel 🙈
Das mit den getrennten Buchreihen finde ich übrigens genauso nervig!
Liebe Grüße
Jennifer