[Masterarbeit] Eine Idee, ein Anfang und ein schwer einzureichender Antrag
Studium

[Masterarbeit] Eine Idee, ein Anfang und ein schwer einzureichender Antrag

In den letzten Wochen habe ich mich oft mit anderen über Abschlussarbeiten ausgetauscht. Gerne wurde ich dabei auch nach meiner eigenen Masterarbeit gefragt. Und habe mit meinen Antworten allzu oft für Verwirrung gesorgt: Ja, ich habe bereits begonnen zu schreiben. Nein, also ich schreibe noch nicht am Text, ich lese noch. Also streng genommen recherchiere ich. Ja, ich habe bereits Bücher zuhause, habe einen ersten Entwurf für die Analyse. Ja, ich gehe (un-)regelmäßig in die Bibliothek. Nein, ich habe kein Abgabedatum. Nein, einen Antrag habe ich noch nicht gestellt. Es ist alles sehr kompliziert…

Eine Idee

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mir grob überlegt, worüber ich in meiner Masterarbeit schreiben möchte. Ich stand damals kurz vor einem Praktikum in einer anderen Stadt und wusste nicht recht, wie und wann ich am besten beginnen soll. Die Masterarbeit mitnehmen, obwohl ich in Köln keinen Zugang zu einer Bibliothek haben würde? Oder den Zeitverlust in Kauf nehmen und später beginnen? Ich entschied mich für einen späteren Start, auch wenn ich dadurch länger studieren sollte.

Ein Anfang

Wieder in Leipzig war ich erst einmal schwer beschäftigt: Über den Praktikumszeitraum hatte ich viele Minusstunden in meinem Studentenjob angesammelt. Die musste ich nach und nach abarbeiten. Außerdem zog ich übergangsweise zu meinem Freund und wir organisierten unseren Zusammenzug in eine gemeinsame Wohnung. Die wir natürlich erst einmal suchen mussten. Das ist in Leipzig vergleichsweise einfach, kostete aber dennoch Zeit und Nerven. Nach den ersten paar Wochen, die ich zum Ankommen brauchte, hatte ich dann den ersten Termin bei meiner Erstbetreuerin.


[Exkurs] Masterarbeit – wie funktioniert’s?

Die Anmeldung und Anfertigung einer Masterarbeit funktioniert an jeder Universität anders. In Leipzig darf ich mir Thema und Erst- und Zweitgutachter selbst aussuchen. Diese müssen mir das Thema genehmigen, wofür ich ihre Unterschriften in einem Antrag benötige. Sobald der Antrag ausgefüllt ist (er besteht aus nicht viel mehr als dem Thema sowie den beiden Gutachter-Unterschriften), reiche ich diesen im Prüfungsamt ein und erhalte den Antrag nach einer kurzen Bearbeitungszeit wieder zurück. Mit dem genehmigten Antrag erhalte ich auch mein Start- und Enddatum der Bearbeitungszeit.


Mit dem Thema geht es los

Das grobe Thema stand für mich relativ schnell fest. In meiner Bachelorarbeit hatte ich ein mir komplett fremdes Thema gewählt und musste sehr, sehr viel recherchieren. Für die Masterarbeit wollte ich klüger sein und habe mich mit meinem Thema an einem Kurs orientiert, den ich besucht habe. Nachdem das Thema mehr oder weniger feststand konnte es endlich losgehen: In meiner Masterarbeit werde ich Das bin doch ich von Thomas Glavinic und Bestseller von Klaus Modick vergleichen und analysieren. Bereits Ende letzten Jahres habe ich mir die beiden gekauft und sie gelesen. Einige von euch haben dies über Twitter bereits verfolgen können, wo ich unter dem Hashtag #Literaturbetriebswiderwillen (angelehnt an Glavinic) hin und wieder tweete. Nachdem ich also diese beiden Werke gelesen und mir in unzähligen Farben viele wichtige Stellen markiert hatte, habe ich eine erste Literaturrecherche gestartet.

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Ein schwer einzureichender Antrag

Den Antrag zur Masterarbeit hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingereicht. Stattdessen hat sich durch die Literaturrecherche der Titel meines Themas noch dreimal geändert und dann kamen mir leider die Semesterferien dazwischen. In den Semesterferien sind nämlich auch die Professor*innen deutlich seltener in ihren Büros. Dann hat mir meine erste Wahl für den Zweitgutachter abgesagt, da er aufgrund eines Forschungsaufenthalts genau in meinem Bearbeitungszeitraums nicht im Lande sein würde (nicht einmal in einer annähernd ähnlichen Zeitzone, streng genommen) und ich musste mir einen alternativen Zweitgutachter suchen. Das erwies sich in den Semesterferien als gar nicht so einfach. Und um mich nicht völlig lächerlich zu machen, ging ich noch einmal zu meiner Erstgutachterin um mir eine neue Unterschrift abzuholen. Die erste hatte sie nämlich bereits auf den 4. August 2018 datiert und da wäre es doch schwer merkwürdig gewesen, wenn ich diese nun im März einreichen würde. Zu guter letzt erwischte mein Zweitgutachter mich noch einmal kalt, da er genau einen Tag nach einer großen Tagung mit mir über mein Thema reden wollte. Die entsprechende E-Mail erhielt ich vormittags, nachmittags saß ich vor ihm. Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit nahezu drei Wochen nichts mehr für die Masterarbeit getan und fühlte mich sehr, sehr unvorbereitet, als ich da bei ihm in der Sprechstunde saß. Bis auf kleinere Anmerkungen hatte er aber nicht viel an meinem Thema auszusetzen, änderte nur noch ein letztes Mal den Titel und unterschrieb meinen Antrag.

Der Beginn nach dem Beginn

Vor einer Woche habe ich also nur leicht nach meiner persönlichen Bearbeitungszeit den Antrag zur Masterarbeit im Prüfungsamt einereicht. Heute nachmittag konnte ich das Thema abholen und habe nun mein finales Abgabedatum (im September, was sich ewig anfühlt, aber eigentlich nur ein formales Datum ist, begonnen habe ich ja eh schon). Da auch mein letzter Studentenjob gerade endet, werde ich mich die nächsten Wochen ganz meiner Masterarbeit widmen können. Vom offiziellem Zeitrahmen habe ich mich sowieso längst gelöst.

Es ist merkwürdig, dass mit dem Schreiben meiner Masterarbeit nun ein Lebensabschnitt zu Ende geht, der sich für mich gleichzeitig viel zu kurz und viel zu lang anfühlte. Ich freue mich auf die Zukunft, aber ich fühle mich auch unsicher und dies sind sicherlich die Gründe, warum ich das Schreiben bereits so lange herauszögere. Aber ich konnte mir mein Thema selbst aussuchen und habe mich bewusst für einen Vergleich zweier sehr ironischer Texte entschieden. Mein Thema lautet übrigens: „Autofiktion und Literaturbetrieb. Eine Analyse von Das bin doch ich von Thomas Glavinic und Bestseller von Klaus Modick“, aber darüber spreche ich vielleicht ein anderes Mal.

7 Kommentare

  • Frank

    Ich wünsche an dieser Stelle schon mal gutes Gelingen für die Masterarbeit.

    Das Thema als solches klingt für eine Masterarbeit eigentlich sogar recht spannend, auch wenn ich über „Das größere Wunder“ von Glavinic und „Der kretische Gast“ von Modick noch nicht hinausgekommen bin. Aber beides sind nachweislich hervorragende Autoren.

    • Jennifer

      Hallo Frank,
      vielen Dank!

      Ja, die Autoren sind beides interessant und auch mein Thema ist spannend! Ich freue mich auch immer wieder, dass ich mir mein Thema selbst aussuchen durfte und ein tolles Thema habe! Mal schauen, ob ich das am Ende immer noch denke 😉

  • Sarah | Pergamentfalter

    Hallo Jennifer,

    oh man, das klingt wirklich nach einem Auf und Ab… Einiges habe ich ja von dir schon mitbekommen, aber das so gebündelt zu lesen, fühlt sich nochmal ganz anders an. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich das erst für dich angefühlt hat.

    Ein Jahr ist es tatsächlich schon wieder her, seit du dir einen ersten Plan gemacht hast? Mensch, wie die Zeit vergeht… das ist echt erschreckend.

    Jetzt wünsche ich dir natürlich ganz viel Kraft, Elan und gute Einfälle. Wenn du reden magst (oder Frust ablassen 😉 ), meld dich! Freu mich immer, wenn wir quatschen können 🙂

    Liebe Grüße
    Sarah

    • Jennifer

      Liebe Sarah,
      ja, so hintereinander weckt klingt das ganze wirklich etwas chaotisch 😀 Das habe ich beim Schreiben auch schon festgestellt. In der Realität gab es natürlich immer mal größere Pausen dazwischen.

      Vielen Dank! 🙂 Sicher werde ich zwischendurch mal Anrufen und Dampf ablassen 😉
      Liebe Grüße
      Jennifer

  • Jacquy

    Danke für den Einblick, ich finde es immer total interessant, wie das bei anderen so läuft und was sie sich so für Themen aussuchen.
    Ich bin selbst gerade in der Vorbereitung meiner Bachelorarbeit und habe schon gar keine Lust mehr auf Recherche, obwohl sie noch gar nicht offiziell angemeldet ist. Das wurde mir von meiner Betreuerin aber auch empfohlen, sie wollte sogar vorher ein ausführliches Exposé haben und das ist schon mit viel Vorarbeit verbunden, die mir dann aber dafür hinterher erspart bleibt. Lieber am Ende Zeit übrig haben als unter Zeitdruck stehen. 🙂
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim Schreiben!

    • Jennifer

      Hi Jacquy,
      ich finde sowas auch immer sehr interessant, deshalb dachte ich mir, dass es bestimmt einige auch interessiert!
      Das was du beschreibst kenne ich auch nur zu gut! Ich musste anfangs auch ein Exposé anfertigen und es war so viel Arbeit! Das einzig gute daran ist, dass du das Exposé tatsächlich gut zur Einleitung umarbeiten kannst. Und natürlich prüfst du so dein Thema nochmal, ob es auch wirklich weit genug / kurz genug, usw. ist.
      Falls es dich ein bisschen anspornt: Ich hatte (sowohl Bachelor- als auch Masterarbeit) anfangs total wenig Motivation. Besonders die ganzen Vorbereitungen fand ich furchtbar anstrengend. Als ich dann aber mit dem Aufsätzelesen angefangen habe und erste Notizen bzw. Unterkapitel für den Theorieteil schreiben konnte, fühlte sich das Thema schon wieder viel besser an.
      Oftmals bekommt man so ein Gefühl von Überdruss (Du schreibst immmmmmmmer noch?! Ich hab noch nicht mal angefangen) ja auch von anderen eingeredet und übernimmt das unbewusst.

      Ich wünsche dir für deine Arbeit ganz viel Erfolg und Motivation 🙂
      Viele Grüße
      Jennifer

      • Jacquy

        Genau, nützlich wird das Exposé mit Sicherheit sein, schon allein deshalb weil ich jetzt einen halbwegs festen Plan habe und nicht völlig ratlos vor dem leeren Dokument sitzen werde. Und stimmt, mit einer Einleitung hat es auch schon etwas Ähnlichkeit. Mich hält auch nur noch bei der Stange, dass ich die Recherche dadurch schneller hinter mir habe und mir dann mehr Zeit fürs Schreiben bleibt. Das ist für mich nämlich ein sehr viel angenehmerer Teil. Das Aufsätze lesen etc. mag ich zwar auch sehr, aber irgendwann erreicht man immer den Punkt, an dem man manche Aussagen oder Erklärungen schon 5-10x gelesen hat und dann reicht es einem einfach. 😀

        Vielen Dank für deine aufbauenden Worte!

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