Miss Merkel: Mord in der Uckermark von Daniel Safier
Rezension

Miss Merkel oder Queen Elizabeth II: Wer ermittelt besser? | Zwei Cosy Crime-Hörbücher

Manchmal braucht die Polizei einfach unterstützen bei der Aufklärung von Mordfällen. Und wer könnte tatkräftiger unterstützen als das Staatsoberhaupt selbst? Ich habe für euch die beiden Hörbücher Miss Merkel: Mord in der Uckermark von Daniel Safier und Das Windsor-Komplott. Die Queen ermittelt von S. J. Bennett gehört und verrate euch heute, wer nun die bessere Ermittlerin ist: Angela Merkel oder Queen Elizabeth.

Frau Merkel in der Uckermark

So klischeehaft es klingt, aber diese Ausgangsstory wirkt einfach zu realistisch: Angela Merkel verabschiedet sich aus der Politik und zieht in die Uckermark. Dort lebt sie fortan mit ihrem Mann Joachim, ihrem Personenschützer Maik und ihrem Dackel Putin. Allerdings ist das Landleben ein bisschen zu langweilig für Angelas Geschmack, die ja doch deutlich mehr Aufregung gewohnt ist. Als bei einem Schlossfest eine Leiche gefunden wird und die örtliche Polizei von einem Selbstmord ausgeht, stürzt sich Angela (auf die denkbar gemächlichste Art) in die Ermittlungen, Joachim, Maik und Putin sehr zu ihrem Unwillen immer im Schlepptau.

Ich kann gar nicht sagen, ob ich nun enttäuscht oder erleichtert war, dass die Sprecherin von Miss Merkel: Mord in der Uckermark keine Merkel-Imitatorin ist. Wahrscheinlich wäre das zwar sehr lustig, aber zugleich auch irgendwie befremdlich gewesen. Nichtsdestotrotz liest Nana Spier mit einer sehr passenden, unaufgeregten Erzählstimme, die gut zu den Figuren passt. Die Geschichte ist, wie wir es von Cosy Crime gewohnt sind, nicht allzu aufregend und die Aufklärung erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes beim gemütlichen Kaffeeklatsch. Der Kniff, dass Angela Merkel selbst ermittelt, beschert einige spitze Bemerkungen über heimische und ausländische Politiker und das eine oder andere politische Event. Am Ende hätte die Ermittlerin aber nahezu jede beliebige ältere Dame sein können. Merkel selbst wirkt nur auf den ersten Blick realistisch, denn das diese ehemalige Politikerin so absolut planlos durch die beschauliche Landschaft stolpert, passt bei näherer Überlegung nicht wirklich. Blendet man diese Tatsache jedoch aus, kann man sich von diesem Hörbuch gut unterhalten lassen. Allerdings sollte man sich eine kurze Hörprobe anhören und dann gegebenenfalls direkt zum Buch greifen, sofern man mit der doch etwas speziell vorgetragenen Erzählstimme nichts anfangen kann.

Das Windsor-Komplott. Die Queen ermittelt von S. J. Bennett

Mord im Palast: Queen Elizabeth II übernimmt

Während einer Feier auf Schloss Windsor kommt ein russischer Pianist ums Leben. Der MI5 wittert ein Komplott Putins und wirbelt so einigen diplomatischen Staub auf. Darüber ist die Queen not amused. Als Repräsentatin der Monarchie kann sie jedoch die Ermittlungen nicht in die eigene Hand nehmen. Also schickt sie ihre neue Privatsekretärin Rozie, deren Aufgabengebiet auf einmal deutlich erweitert wird. Diskret ermittelt Rozie fortan unter der Anleitung von Elizabeth II und versorgt sie mit allen gewünschten Informationen, stets bemüht sich gegenüber den restlichen Angestellten und dem MI5 nichts anmerken zu lassen.

Im Gegensatz zu Mord in der Uckermark ist die Atmosphäre in Das Windsor-Komplott deutlich gesetzter. Kein Wunder, denn die Queen befindet sich wahrlich nicht in Rente. Zwischen offiziellen und inoffiziellen Terminen bleibt ihr kaum Zeit um Rozie auf die Suche nach Informationen zu schicken. Dabei drängt die Zeit, denn ein Skandal, ob nun politisch oder diplomatisch, muss auf jeden Fall abgewendet werden. Gespickt mit britischem Humor und einer nur allzu realistischen Darstellung der Queen fesselt die Geschichte regelrecht. Dabei lebt das Hörbuch auch von den unterschiedlichen Perspektiven, denn die Erzählung wechselt nicht nur zwischen Elizabeth II und Rozie. Auch die Nebenfiguren in Form von bekannten Persönlichkeiten, Besuchern des Anwesens und den Angestellten sind deutlich vielschichtiger und bescheren interessante Einblicke in das Alltagsleben im Palast. Dazu kommt, dass die Spannung zwischen MI5 und Königshaus amüsieren: Während der MI5 stolz seine Schlussfolgerungen präsentiert, überlegt die Queen bereits auf welche Weise sie die Ermittler auf die richtige Spur lenken kann. Dadurch entstehen herrliche Dialoge und Szenen!

Während Mord in der Uckermark mit typisch deutschem Humor eine Merkel skizziert, die von Technik eher verwirrt scheint und ihren Personenschützer mit Kuchen rund füttert, glänzt Das Windsor-Komplott mit britischer Atmosphäre und Contenance. In meiner Lieblingsszene beschwert sich Elizabeth bei Prinz Philip, dass die Leute sie niemals ernst nähmen, weil sie in ihr nur eine „kleine, alte Dame“ sähen, worauf Philip ihr trocken antwortet, dass die Leute nunmal „ihre kleine, alte Dame lieben“. Dem kann ich mich nur anschließen.

Fazit: Zwei Hörbücher über ermittelnde Staatsoberhäupter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Queen punktet mit britischem Humor und vielschichtigen Figuren, während Frau Merkel mit deutscher Bedächtigkeit ermittelt. An die Erzählstimme Merkels sollte man sich aber ein wenig gewöhnen. Unterhaltsam sind sie beide auf ihre Art, wer jedoch nur die Zeit für eines der beiden Hörbücher hat, der sollte zum Windsor-Komplott greifen.


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Miss Merkel: Mord in der Uckermark von Daniel Safier
Gelesen von Nana Spier
Laufzeit: 8 Stunden 54 Minuten  (ungekürzt)
Erschienen im März 2021
argon Verlag

Das Windsor-Komplott. Die Queen ermittelt von S. J. Bennett
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
Gelesen von Sandra Voss
Laufzeit: 9 Stunden 22 Minuten (ungekürzt)
Erschienen im Januar 2021
Audiobuch

2 Kommentare

  • Katrin Siebler

    Hallo, danke für diesen guten Vergleich. Ich habe die Stimme von Miss Merkel als den Punkt empfunden, der mich bei dem Hörbuch an der Stange hielt; nur als Buch hätte ich es nicht zu Ende gelesen. Den „Windsor Knot“ habe ich als Buch sehr gerne gelesen, bei der Hörversion bevorzuge ich eindeutig die originalsprachliche Variante. Da kommt das Feeling noch ein bisschen mehr rüber.

    • Jennifer

      Hallo Katrin,
      spannend, bei mir war es quasi genau andersherum. Ich glaube, dass ich Miss Merkel gut als Buch hätte lesen können, als Hörbuch fand ich die Stimme irgendwann zu eintönig und musste mich dann richtig dazu anhalten, zuzuhören. Aber das ist ja bei Hörbüchern sowieso immer Geschmackssache 🙂
      VG Jennifer

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