Online-Lesung „Nicht nur Heldinnen“ von Jasmin Lörchner & Podcast-Empfehlung
Ich hatte diese Woche die Freude gleich zwei spannende Online-Lesungen besuchen zu dürfen. Und weil mich beide Bücher sehr neugierig gemacht haben, möchte ich euch einen kleinen Einblick in die beiden jeweiligen Lesungen und die Bücher geben – auch wenn ich beide Bücher bisher nicht gelesen habe. Heute geht’s los mit Nicht nur Heldinnen von Jasmin Lörchner.
Jasmin Lörchner feiert Buchpremiere mit Nicht nur Heldinnen
Am 13.03.2023 feierte Jasmin Lörchner mit ihrer Online-Lesung ihre Buchpremiere von Nicht nur Heldinnen. 20 Frauen, die Geschichte schrieben. Lörchner ist freie Journalistin und schreibt für verschiedene Zeitungen/Publikationen. Der feministischeren Öffentlichkeit ist sie seit 2020 durch ihren Podcast HerStory bekannt. Dort stellt sie regelmäßig bekannte und unbekanntere Frauen und ihre spannenden Lebensgeschichten vor. Das Augenmerk liegt dabei stets darin quasi als Gegengewicht zur patriacharlichen Geschichtsschreibung der weiblichen bzw. queeren Perspektive einen Platz einzuräumen. Ich muss gestehen, dass ich den Podcast schon lange auf meiner Hörliste habe, aber bisher immer nur Folgen zum Hören markiert, aber nie gehört habe. Das werde ich nach dieser Lesung ganz sicher ändern!
Von der Schwierigkeit der Auswahl
Zunächst las Lörchner Auszüge aus ihrem Kapitel zu Sediqeh Dowlatabadi vor. Die iranische Frauenkämpferin setzte sich ihr Leben lang für Frauenrechte im Iran und gegen die Verschleierung ein. Ihr bewegtes Leben erzählt von Hochs und Tiefs und vor allem von einer unglaublichen Veränderung, die der Iran durchlaufen hat. Im anschließenden Gespräch sprach Lörchner von den Schwierigkeiten bei der Auswahl der Frauen. So ging es unter anderem um den Bias, den man bei der journalistischen Recherche aufgrund von fehlenden Sprachkenntnissen oder auch Zugängen zu Quellen hat. Aber auch die Aktualität von Entwicklungen wurde am Beispiel des Iran und der dort herrschenden Protesten angesprochen. Am Ende war es Lörchner, ganz allgemein, wichtig zu betonen, dass es ihr nicht darum ginge Heldinnen vorzustellen, sondern Frauen in all ihren Facetten und sich darauf auch ihr Buchtitel begründet.
Durch wessen Augen betrachten wir Frauen?
Als nächstes gab es wieder Auszüge aus einem Kapitel, diesmal zu Gada Dalí. Die mit dem Dichter Paul Éluard und später dem Maler Salvador Dalí verheiratete sowie mit dem Maler Max Frisch liierte Dalí führte ein Leben in der Öffentlichkeit, schätzte jedoch ihre Privatsphäre sehr. Persönliche Briefe verbrannte sie und verschleierte selbst ihr Geburtsdatum, sodass dieses in verschiedenen Biografien mit unterschiedlichen Jahren angegeben wurde. Im Gespräch sprach Lörchner anschließend von der Suche nach Quellen in Form von Biografien und historischen Studien und davon, dass ihre Vorstellungen der einzelnen Frauen stets nur als ein Einstieg in die Beschäftigung mit den verschiedenen Frauen gedacht seien. Ebenso wurde diskutiert inwieweit die von ihr vorgestellten Frauen den unentdeckt seien – schließlich gäbe es genügend Quellen und dennoch seien die Frauen einer breiteren Masse unbekannt. Darin sähe Lörchner ihre Aufgabe: Die Frauen bzw. die dahinterliegenden Quellen, die sie im Buch benennt, in die Öffentlichkeit zu bringen und somit zu einer weiterführenden Beschäftigung mit den Frauen anzuregen.
Vorsichtig bei einer rückwirkenden Bewertung
Zum Abschluss stellte Lörchner Anna Freud, die jüngste Tochter von Sigmund Freud, vor. Freud machte sich in der Kinderpsychoanalyse verdient und kümmerte sich nach dem Tod des Vaters um sein Andenken. Vorsichtig formulierte Lörchner Freuds Gefährtinnenschaft und sprach abschließend noch einmal über die Schwierigkeit aktuelle Label (zB aus dem Bereich der Queerness) rückwirkend auf historische Personen anzuwenden. Denn durch die entsprechenden Label projiziere man teilweise moderne Vorstellungen, welche es zu den entsprechenden Zeiten nie gegeben habe. Hier wurde auch noch einmal deutlich wie sensibel man in der Wiedergabe von Quellen sein müsse, um keine Verfälschungen zu transportieren.
Mein persönliches Fazit
Wie ich bereits erwähnt hatte, habe ich das Buch Nicht nur Heldinnen bisher nicht gelesen. Die Lesung hat mich aber auf alle Fälle sehr neugierig gemacht und mir fallen auch direkt einige Personen ein, bei denen ich mir das Buch wunderbar als Geschenk vorstellen könnte. Darüber hinaus hat sich Lörchner mit ihrer entspannten Stimme und Art und einer sehr detaillierten und sensiblen Art der Vorstellung von sich überzeugt, sodass ich mich nun direkt daran mache alle Episoden des HerStory-Podcasts nachzuhören, die ich bisher aus Zeitmangel stets nur auf die Hörliste setzte….
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Nicht nur Heldinnen. 20 Frauen, die Geschichte schrieben von Jasmin Lörchner
224 Seiten
Hardcover
Erschienen März 2023
Herder Verlag