Papiermangel & SOVA-Insolvenz mitten im Weihnachtsgeschäft | Aus der Buchbranche
Ein Tweet von Magdarine hat mich in dieser Woche noch einmal an die bestehenden Probleme in der Buchbranche erinnert, die natürlich auch in der Weihnachtszeit bestehen bleiben und unabhängige Verlage besonders treffen:
Papierkrise in der Buchbranche
Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in den letzten Jahren (Pandemie, Energiekrise und Inflation) leidet die Buchbranche schon seit einiger Zeit am Papiermangel. Im Zuge von Logistikproblemen und Rohstoffknappheit berichtete bereits der Buchreport im Oktober 2021 von der „Angst vor dem leeren Regal„. Bereits im letzten Weihnachtsgeschäft herrschte als Angst davor, Kundenwünsche nicht bedienen zu können, weil schlicht nicht das Material zur Produktion zur Verfügung stand. Dies betrifft im Übrigen auch journalistische papiergebundene Angebote, wie journalist.de im Oktober 2022 eindrucksvoll nachrechnet: Der Preis für Zeitungsdruckpapier habe sich zwischen Juli 2021 und Juli 2022 mehr als verdoppelt. Die Gründe für diese Papierkrise sind vielfältig: Die Fasern, die zur Papierherstellung benutzt werden, werden als Rohstoff für ganz verschiedene Produkte verwendet. In der Pandemie stieg der Bedarf an Schutzmasken und Klopapier rasend schnell. Aber auch insgesamt ist die Papiernachfrage weltweit gestiegen, wobei natürlich auch der Bedarf an Verpackungsmaterial eine große Rolle spielt. Viele Papierfabriken haben ihre Produktion bereits gänzlich auf die Herstellung von Verpackungsmaterial umgestellt.
SOVA-Insolvenz und Rolle von Auslieferungen
Vor dem Hintergrund dieser Gesamtsituation trifft nun die Insolvenz der SOVA (Sozialistische Verlagsauslieferung) im November 2022 die 70 betroffenen linken Verlage hart. Verlagsauslieferungen übernehmen im Buchhandel eine wichtige Rolle, weil sie es den Verlagen ermöglichen bestellte Titel schnell und kostengünstig an Buchhandlungen deutschlandweit zu versenden. Auslieferungen arbeiten dabei ähnlich wie die großen Zwischenhändler, zum Beispiel LIBRI. Die bestellten Titel werden gesammelt und in Gruppen an die bestellenden Buchhandlungen geschickt. Dadurch reduzieren sich sowohl Transportkosten, weil weniger einzelne Sendungen geschickt werden, als auch Aufwand, weil nicht beliebig viele einzelne Sendungen abgepackt und sortiert werden müssen. Gerade jetzt im Weihnachtsgeschäft ist das Wegbrechen der eigenen Auslieferung darum für unabhängige Verlage sehr schmerzhaft: Nicht nur ist der Transport ggf. teurer, wenn andere Dienstleister ausgewählt werden müssen. Darüber hinaus ist es für Buchhandlungen komplizierter Titel bei den betroffenen Verlagen zu bestellen, was sowohl einzelne Kundenwünsche betrifft als auch das allgemein vorrätige Sortiment der Buchhandlung. Die betroffenen Verlage sind nun also mitten im Weihnachtsgeschäft gezwungen sich schnellstmöglich eine andere Auslieferung zu suchen, wobei viele Verlage bereits zur Werkstatt Verlagsauslieferung gewechselt sind, wie das Börsenblatt berichtet.
Nichtsdestotrotz ist das natürlich für unabhängige Verlage eine absolute Katastrophe, weshalb ich mich Magdarines Rat nur anschließen kann:
Beitragsbild: cc Jenna Velez