[Rezension] Ein Buch wie ein Film: "Superhero" von Anthony McCarten
Rezension

[Rezension] Ein Buch wie ein Film: „Superhero“ von Anthony McCarten

Lange bin ich aufgrund der Geschichte vor diesem Buch zurückgeschreckt. Im Urlaub habe ich mich überwunden und das Buch begonnen, nur um es in wenigen Tagen durchlesen…

Superhero von Anthony McCarten

Donald ist 14 Jahre alt und schwerkrank. Krankenhausbesuche und der Kampf gegen den Krebs bestimmen seinen Alltag – und den seiner Familie. Doch während seine Mutter akribisch alles über Erkrankungen liest, was sie auftreiben kann, und sein Vater in seiner Hilflosigkeit erstarrt, flüchtet Donald sich lieber in seine eigene Welt. In Comics schafft er sich eine Welt nach seinem Vorstellungen. Und einen Superhelden, den nichts töten kann. Dabei würde er eigentlich gerne ein normales Leben leben – und endlich herausfinden, was es mit der Liebe auf sich hat.

Eine szenische und bildgewaltige Sprache

Selten habe ich ein Buch in einem solch rasanten Tempo gelesen, und das trotz seines mitunter tiefsinnigen Inhalts. McCarten schreibt äußerst szenisch, sodass man mitunter das Gefühl hat, kein Buch sondern vielmehr ein Drehbuch zu lesen. Besonders die sehr bildlichen Beschreibungen von Donalds Zeichnungen lassen beim Lesen ein rasantes Tempo aufnehmen. Dabei hätte ich eigentlich erwartet, dass es sich merkwürdig anfühlt Comiczeichnungen nicht als Bild zu sehen, sondern beschrieben zu bekommen. Doch dem war nicht so, stattdessen sorgten gerade diese Beschreibungen immer wieder für richtig Fahrt!

„Leben ist Scheiße. Er zeichnet, was das Zeug hält, er tut es für den Luftröhrenmann, stürzt sich aus dem megabreiten Panorama des vorigen Bilds in einen Super-Close-up im modernen Stil (Stan Lee oder später), und die komische Story wird mit einemmal ernst. Leben ist Scheiße. Keine unerwartete Wendung hier, Junge, keine Rettung in letzter Sekunde. Kommt nicht in die Tüte.“

Superhero, Seite 208

Aber gelungen fand ich den Roman nicht nur erzählerisch sondern auch thematisch. Donald weiß, dass er eigentlich nur ein sehr kurzes Leben zu leben haben wird, dennoch strahlt er eine unglaubliche Lebhaftigkeit und Wucht aus. Im Prinzip macht er alle Erfahrungen im Zeitraffer. Seine Eltern haben genug damit zu tun, seine Krankheit zu verkraften und können ihm keine Stütze sein, dem älteren Bruder kann er sich nicht anvertrauen. Eine Bezugsperson findet er in Adrian, dem Psychiater, den seine Eltern bitten, sich dem den Kampfgeist verlierenden Sohn doch anzunehmen. Ihm kann Donald sich anvertrauen und Adrian wiederum lernt durch Donald sein Leben mit neuen Augen zu sehen!

„Das Glück kommt ihm vor wie eine Lüge. Vielleicht ist das der Grund. Eine einzige, fette Lüge, die jeder unbesehen glaubt. Und es macht ihn verrückt, daß niemand außer ihm etwas merkt. Mann, mittlerweile macht wirklich jeder bei diesem Scheißspiel mit. Am liebsten würde er schreien oder sonstwas tun. Ganz egal was. Einfach nur, damit die Leute kapieren. Kapieren, was da vor sich geht.“

Superhero, Seite 112

Fazit: Rasant erzählte Geschichte über den Tod, das Leben und die Liebe. Trotz ernster Themen kein schweres Buch, dafür bewegend und nachdenklich machend!

Wer diese Art filmisches Erzählen mag, sollte sich auch einmal Old School von John Niven ansehen. Das ist dann auch eher humorvoll, wenn auch mitunter bissig!


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Superhero von Anthony McCarten
304 Seiten
Diogenes

Dieses Buch wurde mir im Rahmen der Litblogcon kostenfrei zur Verfügung gestellt!

2 Kommentare

  • Tina

    Hallo!

    Das Buch habe ich vor einer Weile auch richtiggehend verschlungen! Wie gut, dass es eine „Fortsetzung“ gibt, denn die Charaktere wollte ich nicht so schnell gehen lassen. Einen Film zum Buch gibt’s übrigens auch, falls du das nicht längst schon weißt 🙂

    Liebe Grüße
    Tina

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