[Rückblick] Einblicke und Ausblicke in die Branche | #lbm19
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[Rückblick] Einblicke und Ausblicke in die Branche | #lbm19

Auf der Leipziger Buchmesse 2019 habe ich allerhand interessante und mitunter auch kuriose Dinge erlebt oder gesehen. Einen kleinen Überblick möchte ich euch hier geben. Über einiges denke ich selbst noch ein wenig nach und werde mich vielleicht in Zukunft mit dem einen oder anderen noch intensiver beschäftigen.

Alpha – Ein Gespräch über Lesen und Nicht-Lesen und den Schulkanon

Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. war mir bisher vor allem aus dem Fernsehen mit den „Schreib dich nicht ab, lern lesen und schreiben“-Spots bekannt. Auf der Messe stolperten meine Begleiter*innen und ich über ihren Stand und wurden sogleich in ein kleines Gespräch sowie ein Mini-Quiz verwickelt. Dabei ging es vor allem um die Rechtschreibung von eingedeutschten Fremdwörtern, was nun meiner Meinung nach nicht die beste Möglichkeit ist, auf funktionalen Analphabetismus aufmerksam zu machen. Jedenfalls unterhielten wir uns kurz mit einer der Standbetreuerinnen und als diese von unserer Zusammensetzung erfuhr (ein Informatiker, zwei Germanistinnen), wollte sie von uns wissen, warum Jugendliche so wenig Lust zu lesen haben. Was soll ich sagen, das Gespräch nahm schnell ordentlich Fahrt auf, da meine Begleiterin und ich dazu eine starke Meinung hatten. Vor allem zeigte sich im Gespräch ein Generationenproblem, denn natürlich lesen auch Jugendliche, nur halt seltener die Empfehlungen des Schulkanons. Insgesamt war das Gespräch sehr spannend, allerdings werde ich zu diesem Thema auf jeden Fall noch mal eine gesonderte Kolumne schreiben! Ihr könnt euch ja derweil schon einmal überlegen, welche Meinung ihr zu dem Thema habt…

Grüne Bücher? – Nachhaltigkeit bis Matabooks

Einen kleinen Trend konnte ich auf der Buchmesse ausmachen: Ich habe auffällig viele Bücher mit sehr reduzierten Covern gesehen, sowohl was den Farbeinsatz angeht als auch aus Pappe bestehende Cover, die keinerlei folierten Bezug mehr hatten. Natürlich gibt es auch den gegenteiligen Trend, man will das Auge der potentiellen Kunden schließlich auf das eigene Buch lenken. Allerdings fielen mir zuletzt immer häufiger solche „grüner“ wirkenden Cover auf. Das Thema Nachhaltigkeit erreicht ja auch die Buchbranche und wird hinter den Kulissen heiß diskutiert. Die Buchhandelsvorschauen abschaffen und nur noch elektronisch verschicken? Dagegen protestierten bisher die Buchhandlungen und Einkäufer. Hardcover ohne Folie ausliefern? Erste Verlage setzen dies nun für einzelne Bücher oder Teile ihres Programmes um. Die Rückmeldungen der Buchhändler*innen sowie der Kunden scheint aber gemischt zu sein. Man darf gespannt sein, wie sich dieser Trend weiter entwickeln wird…

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Eher zufällig als geplant lief ich auf der Leipziger Buchmesse am Stand von Matabooks vorbei. Matabooks haben als Hersteller ein Verfahren entwickelt um Bücher sowie buchige Zusatzangebote (Postkarten, Lesezeichen oder Notizbücher beispielsweise) aus Gras herzustellen – ganz normalem Gras wie es in jedem Garten wächst. Mittels Crowdfunding haben sie dann für das erste mit ihrem Verfahren hergestellten Buch gesammelt und dieses auf der Messe präsentiert. Ich habe munkeln hören, dass es nicht nur bei einem Titel bleiben soll. Warum man statt sich als Hersteller langfristig auf dem Markt zu positionieren und das zunehmende Interesse an nachhaltigen Produkten zu bedienen lieber ein eigenes Programm auf die Beine stellt, erschließt sich mir zwar nicht direkt, aber ich bin gespannt, in welche Richtung Matabooks sich entwickeln werden. Der erste Titel war dann allerdings kein thematisch passendes Buch, sondern eher ein jugendlicher Fantasy-Roman.

Deutsche Zentralbücherei für Blinde – Festivalhinweis!

Bereits in meinen 5 literarischen Tipps zur Leipziger Museumsnacht hatte ich auf die DZB hingewiesen. Auch auf der Buchmesse waren diese mit einem Stand vertreten und man konnte mittels spezieller Schreibmaschine seinen eigenen Namen in Braille schreiben. Nebenbei wurden wir auch noch auf das vom 5. bis 7. Juli 2019 in Leipzig stattfindende Louis-Braille-Festival hingewiesen. Das Programm verspricht vielfältig zu werden, ein Blick lohnt sich also!

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Künstliche Intelligenz und zukünftige Entwicklungen

Künstliche Intelligenz im Buchhandel

Das Podiumsgespräch war interessant, auch wenn die geladenen Gäste mit mehr Fachkompetenz punkten konnten als die Moderatorin. Dennoch einige interessante Einblicke: KI wird häufig verteufelt, aber Warenwirtschaftsprozesse laufen heute schon beinahe automatisiert im Hintergrund ab. Eine Regale einräumende Drohne würde von Buchhändler*innen geschätzt, denn diese könnten sich dann auf die Beratung konzentrieren. Und elektronische und vor allem virtuelle Zusatzangebote sind im Lehrbuch ein enorm wachsender Bereich. Die Frage ist nun, wie stark sich das auch auf nicht-lehrbezogene Titel auswirken wird und wohin die Entwicklung geht.

Mit Software zum Bestseller?

Ein weiterer Trend scheint es zu sein, sich bereits im Vorhinein den Erfolg oder Misserfolg von Büchern vorhersagen zu lassen. QualiFiction möchte Verlagen die Vermarktung der eigenen Titel erleichtern, weil neben dem „Bestseller-Score“ auch Aussagen zum Genre, Spannungsbogen oder der Vokalular-Diversität ausgegeben werden. Ob dies alles ein*e Lektor*in nach dem Lesen nicht selbst einschätzen könnte, habe ich am Stand allerdings zu fragen vergessen. Für Linguist*innen sieht das alles jedenfalls nach jeder Menge Spaß und Statistik aus. Im nächsten Schritt will QualiFiction das eigene Angebot auch für Autoren und vor allem Self-Publisher öffnen. Ob es einen Mehrwert beim Nutzen dieser Software gibt, kann ich von außen natürlich nicht sagen, werde das aber auch Neugier mal im Auge behalten…


Veranstaltungen und BloggerSessions

Macht Sprache mächtig? – #verlagegegenrechts

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Durch eine Freundin wurde ich auf das Gespräch „Macht Sprache mächtig“ mit Luise Pusch, Fatma Aydemir und Lea Sauer aufmerksam. Ich habe mir einiges zum Nachdenken mitgenommen und möchte auf meinen Thread zur Veranstaltung hinweisen, denn besser könnte ich es im Nachhinein eh nicht zusammenfassen:

Bloggersessions

Leider musste ich Sonntags aus privaten Gründen früher von der Messe als mir lieb war. Ich habe daher nur von zweieinhalb Sessions Eindrücke sammeln können. Glücklicherweise hielt die liebe Sarah (@pergamentfalter) uns auf Twitter aber ebenso ausführlich auf dem Laufenden wie ich!

Rezensionen und Blogs monetarisieren – von Mojoreads

Eine Veranstaltung, von der ich immer noch nicht sagen kann, wie ich sie fand. Einerseits wurde viel Wahres gesagt, auch wenn es zum Teil Allgemeinplätzchen waren. Andererseits ist die Monetarisierung mittels Affiliate natürlich längst nicht so einfach wie behauptet wurde.

Rezensionen auf Social Media-Plattformen – Das Ende der Buchblogs?

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Diese Veranstaltung fand ich tatsächlich am Interessantesten! Meine Eindrücke habe ich auch hier live in Tweets verfasst und kann die Fülle an Themen im Nachhinein eigentlich kaum wiedergeben, weil es einfach so viel war! Auf jeden Fall erfüllt jedes Medium (Blog, SoMe) seine eigene Funktionen und können sich daher gegenseitig ergänzen und keinesfalls ersetzen!


Was war euer Messe-Highlight? 
Gibt es eine interessante Sache auf die ihr gestoßen seid oder einen Aha-Moment? 

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