"Tod zwischen den Zeilen" von V. M. Burns auf einem Handy, daneben ein paar Bluetooth-Kopfhörer
Bücher in Büchern,  Rezension

„Tod zwischen den Zeilen“ von V. M. Burns, oder: Schriftstellerin Sam ermittelt | Cosy-Crime-Hörbuch

Wie ihr inzwischen sicher wisst, habe ich eine kleine Sucht nach meinen Cosy Crime Hörbüchern entwickelt. Zugleich liebe ich natürlich alles was irgendwie einen buchigen Bezug innerhalb eines Buchs verspricht. Als ich also über den Titel Tod zwischen den Zeilen stolperte, war ich doppelt interessiert: Ein Cosy Crime über eine Buchhändlerin. Wie ungeheuer passend für mich. Leider war ich am Ende aber eher enttäuscht von der Umsetzung. Weil das Hörbuch vielleicht dennoch für den einen oder anderen interessant sein könnte, stelle ich es euch heute trotzdem vor und ihr könnt dann selbst entscheiden, ob die Geschichte etwas für euch ist.

Buchhändlerin Sam ermittelt – Worum geht’s im Hörbuch?

Schon lange hat Samantha Washington von ihrer eigenen Krimibuchhandlung geträumt. Nun kann sie sich ihren langgehegten Traum erfüllen. Doch kurz vor der Eröffnung liegt unvorhergesehen ein toter Makler in ihrem Garten – und die Polizei hält Samantha für die Mörderin! Doch unverhofft erhält Sam Unterstützung von ihrer Großmutter und deren Freundinnen, sodass die Suche nach dem wahren Täter beginnt…

Warum braucht’s denn schon wieder eine Buchhandlung als Handlungsort?

Der Trend eine beliebige Geschichte (oft und gerne auch eine Liebesgeschichte) ohne irgendeinen tieferen Sinn in einer Buchhandlung spielen zu lassen, reißt einfach nicht ab. Bereits 2021 hatte ich darüber einen eigenen Beitrag verfasst. Dennoch muss ich gestehen, dass auch ich bis heute natürlich zu jeder Geschichte greife, die irgendeinen Bezug zur Buchwelt verspricht, zu groß ist doch immer die Neugier. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Storyline von der naiven *hier beliebiger vorheriger Beruf einsetzen*, die einfach mal ohne größeren Plan eine Buchhandlung aufmacht, inzwischen ein bisschen über habe.

Bei dieser Geschichte wird allerdings noch eins obendrauf gesetzt: Sam wird nämlich nicht nur Buchhändlerin, sondern auch noch Schriftstellerin. Und leider wird diese Tatsache nicht nur nicht gut, sondern wirklich unglaublich schlecht in die Geschichte eingebaut. Aber der Reihe nach: Sam wird also unvorhergesehen als Mörderin verdächtigt und ist nun gezwungen auf eigene Faust den Täter ausfindig zu machen. Unterstützung erhält sie dabei von einigen rüstigen Rentnerinnen, was grundsätzlich eine charmante Idee ist. Allerdings versucht sie sich im Rahmen der Geschichte auch noch als Schriftstellerin – und über diesen Story-Trend könnte man mal einen eigenen Beitrag schreiben.

Zwischen Schriftstellerei und Ermittlung

Denn zwischen den Kapiteln, welche Sams Ermittlungen verfolgen, werden immer wieder einzelne Auszüge aus dem entstehenden historischen Roman eingeschoben. Da Sam ihren ersten Roman parallel zur Handlung entstehen lässt, passen die jeweiligen Auszüge stets zu den jüngsten Entwicklungen von Sams Ermittlungen. Dadurch wirkt der entstehende Roman jedoch sehr zusammenhangslos und willkürlich. Was ja nicht per se schlimm wäre, wenn es nicht zugleich eine merkwürdige Mischung aus historischer Liebesgeschichte wäre, die für den eigentlichen Cosy Crime von Sams Geschichte überhaupt nicht notwendig wäre. Ziemlich schnell war ich extrem genervt wann immer Penelope, Sams Protagonistin, mal wieder am Erzählen war. Vorzuspulen traute ich mich aber wiederum auch nicht, weil ich nicht doch etwas von der Haupthandlung verpassen wollte.

Meiner Meinung nach hätte man auf diese kompletten Einschübe eines Manuskripts verzichten können und stattdessen die eigentliche Ermittlung ausbauen können. Denn eigentlich waren Sam und ihre Großmutter ein interessantes Ermittlerduo. Leider wirkte die ganze Geschichte am Ende aber einfach nicht rund, wahrscheinlich weil mit Krimi, Buchhandelseröffnung (die tatsächlich am Ende sehr im Hintergrund war) und Schriftstellerei am Ende einfach zu viele unterschiedliche Sachen passierten. Deutlich runder hätte ich es übrigens gefunden, wenn die Reihe als Schriftstellerin Sam bezeichnet worden wäre. Und wenn man sich dann für das Manuskript von Sam eine vernünftige und in sich geschlossene Story ausgedacht hätte, wenn es denn schon Einschübe geben muss.

Fazit: Irgendwie wird der Cosy Crime durch einen merkwürdigen Mix aus anstehender Buchhandlungseröffnung und angehender Schriftstellerei umrahmt. Da passiert insgesamt einfach zu viel, was von der eigentlichen Story ablenkt. Zugleich passen die historischen Liebesroman-Einschübe, die Sam im Laufe der Geschichte schreibt, überhaupt nicht zum restlichen Stil des Krimis. Hier ist noch viel Luft nach oben


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Tod zwischen den Zeilen. Ein Fall für Buchhändlerin Sam Washington von V. M. Burns
Band 1 der Reihe „Bookshop-Krimi“
Übersetzt von Angela Koonen
Ungekürztes Hörbuch
Gelesen von Chris Nonnast
Dauer: 6 Stunden und 47 Minuten
Erschienen im Mai 2022
Lübbe Audio

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